Vom "Alte Grund" zum "Zwergengraben" - Die Flurnamen des Gieseler Forsts (Lkr. Fulda)

Vom "Alte Grund" zum "Zwergengraben" - Die Flurnamen des Gieseler Forsts (Lkr. Fulda)
Von Christian Lotz

Um sich über die ihn umgebende Welt austauschen zu können, muss der Mensch Gegenstände, Erscheinungen und Prozesse seines Umfeldes sprachlich benennen. Hierfür existieren zwei Arten: die Appellative (Gattungsnamen) und die Namen (Eigennamen). Appellative beziehen sich auf Klassen von Gegenständen, Erscheinungen und Prozessen und geben diesen durch ein zugeschriebenes Wort eine übergeordnete inhaltliche Bedeutung, durch welches eine Reihe von der Klasse gemeinsamen Merkmalen vermittelt wird. Namen hingegen bezeichnen Gegenstände als Individuen und beziehen sich auf nur ein einzelnes Objekt oder einen einzelnen Menschen. Der Zweck wandelt sich in diesem Fall von der begrifflichen Charakterisierung hin zur Identifizierung eines Einzelobjekts, auch wenn ein Name durchaus zusätzliche Informationen vermitteln kann [Gropp 2008, 6-9].

Flurnamen (FlN) sind „Bezeichnungen unbewohnter Örtlichkeiten, also Namen für Berge und Täler, Bäche und Flüsse, Teiche und Seen, Wälder und Felder sowie für die zahlreichen anderen natürlichen Geländegegebenheiten, an denen sich der Mensch in der Landschaft orientiert, einschließlich solcher Namen, die infolge der Einbeziehung ihrer Bezugsobjekte in den bebauten Siedlungsraum heute zu Bezeichnungen von Straßen, Gassen, Plätzen innerhalb einer Ortschaft geworden sind“ [Hänse 2002, 3]. Auch gibt es Flurnamen, die sich nicht auf die Örtlichkeit selbst, sondern auf ein angrenzendes Stück Land beziehen und „sekundäre Flurnamen“ oder „Flurbezeichnungen“ genannt werden [Gropp 2008, 12]. Allgemein sind diese Namen aus Appellativen hervorgegangen, um diese unbewohnten Örtlichkeiten – durch ihnen anhaftenden oder zugeschriebenen Merkmalen – identifizierbar zu machen und nicht um ihnen einen spezifischen Namen zu geben [Aehnlich 2011, 1-3]. Hiermit scheidet das zugrunde liegende Gattungswort aus dem appellativischen Wortschatz aus und wird Glied eines neuen „Namensfeldes“, womit seine Bedeutung in den Hintergrund tritt [Gropp 2008, 10].  Die Umwandlung führte entsprechend dazu, dass  der Name aufgrund eines spezifischen Benennungsmotivs mit diesem speziellen Objekt verbunden wurde, sich in der Sprechergemeinschaft durchsetzte und ihm anhaften blieb [Aehnlich 2011, 1-3, 8], also nicht mehr von der Zuschreibung seiner appellativischen Bestandteile sondern von der Bindung an die einmalige Sache durch eine Benutzergemeinschaft abhängig ist [von Polenz 1961, 268; Gropp 2008, 10]. Es handelt sich dabei um einen Prozess, der sich sehr häufig antreffen lässt [Aehnlich 2011, 3].

Die Benennungsmotive für Örtlichkeiten der Siedlungsflur sind mannigfaltig und dienen in erster Linie ihrer räumlichen Gliederung bzw. Orientierung. Nach der Lage und Form der Flurstücke kommen dabei vor allem ihr Bewuchs und ihre Bodenbedeckung, die Bewässerung oder die vorkommenden Tiere in Betracht. Es handelt sich dabei um sogenannte Naturnamen, die den Kulturnamen gegenüberstehen [Aehnlich 2011, 5], die sich wiederum aus Motivationsbereichen ableiten, die auf den Einfluss des Menschen, vor allem seine Kultivierungstätigkeit, zurückgehen [Gropp 2008, 12]. Auch ehemals herrschende Rechts- und Besitzverhältnisse, Baumwerke und technische Anlagen können hierfür in Betracht kommen, genau wie Sagen und Legenden bzw. wirkliche und ausgedachte Ereignisse [Aehnlich 2011, 5-8]. Es ist jedoch auch zu beachten, dass nicht immer eine eindeutige Zuordnung in eine der beiden Kategorien möglich ist [Gropp 2008, 13], vor allem wenn es sich um Komposita aus einem Grundwort und einem oder mehr Bestimmungsworten handelt. Allgemein gültig ist jedoch, dass die große Mehrheit der Flurnamen und die ihnen zugrunde liegenden Appellative auf den ländlich-bäuerlichen Bereich zurückgehen [Aehnlich 2011, 5-8].

Dadurch, dass sie stärker als andere Örtlichkeitenbezeichnungen auf Veränderungen in der Gesellschaft und durch diese bedingte örtliche Gegebenheiten wie Besitzwechsel, andere Bodenbewirtschaftung usw. reagieren, sind Flurnamen weniger stabil [Aehnlich 20011, 8]. Hinzu kommt, dass sie in der Regel nur für eine begrenzte Anzahl an Personen von Bedeutung sind und nur eine geringe kommunikative Reichweite haben. Zwar gibt es solche, die über einen längeren Zeitraum über einen größeren Umkreis in Gebrauch sein können, andere wiederum sind oder waren jedoch nur z. B. innerhalb einer Familie bekannt [Gropp 2008, 12]. Hierdurch ist ihre Aufzeichnung oft an Zufälle geknüpft. Da sie zudem oft rein mundartlich oder zumindest mundartlich geprägt sind, ist die Verschriftlichung durch nicht Mundartsprecher nicht selten mit Fehlern belastet, wodurch viele Namen heute entstellt oder mit völlig anderen Bedeutungen versehen sind [Aehnlich 2011, 8].

Trotzdem erscheint ein Blick – wenn auch ein kritischer – auf Flurnamen als historische Quellen lohnenswert. Dies stellten bereits die Gebrüder Grimm fest, als sie sinngemäß schrieben, dass es sich bei Flurnamen um lebendige Geschichtsdokumente handelt, die einen Einblick in vergangene Lebensräume gewähren können [Gropp 2008, 6] und somit als guter Einstieg in die Beschäftigung mit der Geschichte einer Region zu sehen sind. In wie fern sie auch zur Erforschung von Boden- und Geländedenkmälern beitragen können soll Thema der nächsten Abhandlungen sein. In dem vorliegenden Artikel, der vielmehr eine lexikalische Aufzählung der Flurnamen des Gieseler Forstes darstellt, wird vorerst ein Überblick gegeben, der jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. Es soll zudem betont werden, dass es sich nicht um eine sprachwissenschaftliche Arbeit handelt. Vielmehr ist es eine Zusammenstellung von Material aus Katasterplänen und heimatkundlichen Publikationen ohne zusätzliche empirische Feldforschung, die als Basis für eine Untersuchung der Archäologie im sprachgeschichtlichen Niederschlag dient. Natürlich mussten die einzelnen Flurnamen hierfür jedoch in einem ersten Schritt interpretiert werden.

Als Quellen dienten für diese Zusammenstellung die Niveaukarten des Kurfürstentums Hessen und die Liegenschaftskarte des Landes Hessen. Neben dem Mittelhessischen und Südhessischen Flurnamenbuch und verschiedenen anderen Publikationen zu Flurnamen war bei der Interpretation der Namen vor allem die 2011 erschienene Dissertation von B. Aehnlich hilfreich, die sich mit der thüringischen Flurnamenlandschaft beschäftigt.

Der südwestlich von Fulda gelegene Gieseler Forst wurde exemplarisch gewählt, da er heute ein wenig besiedeltes und somit verhältnismäßig wenig modern überprägtes, großflächiges Gebiet darstellt. Die einzige Ansiedlung ist das Dorf Giesel mit knapp 1.000 Einwohnern, das mitten im Wald an dem gleichnamigen Bach gelegen ist. Hinzu kommen einige Einzelhöfe und Weiler. Mit einer Ausbreitung von 85 km² ist der Gieseler Forst eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in Hessen, das zudem das Naturwaldreservat Schönbuche beinhaltet. Er ist geprägt durch die Ausläufer des Vogelsberges, dessen höchste Erhebung innerhalb des Waldes mit 489,7 m ü. NN der durch Vulkanismus entstandene Himmelberg darstellt. Der etwas höhere, auch als „Monte Kali“ bezeichnete Berg am südlichen Rand der Untersuchungsfläche ist dahingegen eine Salzhalde der Kaliproduktion. Der Boden des Arbeitsgebiets besteht aus Braunerden und Parabraunerden, die sich aus lößlehmbeeinflussten Decksedimenten über Basisschutt aus Mittlerem Buntsandstein gebildet haben [Althoff et al. 1991, 26]. Nach pollenanalytischen Untersuchungen war der Baumbestand des Gieseler Forstes früher hauptsächlich durch Buche, Eiche und Birke geprägt. Ab dem 12. Jahrhundert nahm der Anteil an Buchenpollen deutlich ab, was mit zunehmenden Eingriffen des Menschen in die Natur erklärt wird. Hierdurch war das Gebiet wie auch andere Fuldaer Wälder bis zum 16. Jahrhundert durch Waldweiden, Streunutzung und Holzübernutzung völlig devastiert, was zu einer Aufforstung nach Beispiel des Nürnberger Reichswaldes mit Kiefern („Tannen“) führte. Noch heute ist der Wald mit einem Anteil von rund 66% von Nadelholz geprägt, wobei die Kiefer mit 31% die am stärksten vertretene Baumart ist [Aszmutat et al. 2017]. In das heute so natürlich anmutende Waldgebiet haben in der Vergangenheit also erhebliche Eingriffe durch den Menschen stattgefunden [Althoff et al. 1991, 27]. 

Zur Darstellung der ungefähren Lage der aufgeführten Flurstücke wurde eine Rasterkarte mit Quadranten von 500 m Kantenlänge angelegt. Dieses Raster ist ausreichend, da die heutige Lage der ehemaligen Flurstücke in der Regel nicht mehr bekannt ist bzw. sich nur noch in wenigen Ausnahmefällen rekonstruieren lässt.

 

A

Alte Grund [2], auch: Altengrund [Sturm 1992, 23]
Vorkommen: U16
Deutung: Alt wird in Flurnamen im Gegensatz zu neu und jung verwendet und kann sowohl in der Bedeutung „alt an Jahren“ als auch „ehemalig“, „nicht mehr vorhanden“ auftreten [Aehnlich 2011, 45].
Der Namensteil Grund bezeichnete ursprünglich nur die Sohle eines engeren Tales, bis man es später auch auf Täler mit schmaler, ebener Fläche zwischen den Hängen übertrug, sodass es eine allgemeine Bezeichnung für Bodenvertiefungen und Geländeeinschnitte wurde. Auch im Sinne von „Erdboden, Erdreich“ und „Boden, Grundstück“ fand der Name Verwendung und konnte auch auf Wasserläufe übertragen werden [Aehnlich 2011, 142].
Die Deutung als alter oder nicht mehr vorhandener Geländeeinschnitt überzeugt an dieser Stelle nicht. Vielleicht bezieht sich der Name auf die Nachbarflur –>Alteborn, die wiederum ihren Namen von der Quelle haben könnte, von der die nonnenröder Teiche gespeist werden.
E. Sturm [1992, 23], der die Flur als „Altengrund“ benennt, geht dahingegen von einer Apokope von „Allmende Grund“ aus. Allmend(e) bezeichnet nach W. Keinath [1926, 47] einen ungeteilten Grundbesitz einer Gemeinde an Weideland, sodass es sich nach seiner Deutung um eine gemeinsam genutzte Wald- und Weidefläche im Talbereich gehandelt haben könnte.

Alte Strasse [4], auch: Alte Straße [5]
Vorkommen: J18, J19
Deutung: Zu Alt siehe –> Alte Grund

Straße, ahd. strāza „Weg, Bahn, Straße, gepflasterte Straße“, mhd. strâze „Straße, Weg; Milchstraße“ ist nach Aehnlich [2011, 365] im deutschen als Bezeichnung für einen befestigten Verkehrsweg seit dem 8. Jahrhundert belegt, wobei es aus dem spätlateinischen via strata „gepflasterter Weg“ entlehnt ist und zunächst nur auf größere Heerstraßen angewendet wurde, bevor es seine Bedeutung als Überlandweg von größerer Länge bekam.
Das Flurstück war demnach an einem größeren Verbindungsweg gelegen, der entweder irgendwann an Bedeutung verlor und/oder bereits sehr lange im Gedächtnis der Bevölkerung existierte.

Altes Feld [4]
Vorkommen: V21
Deutung: Zu Alt siehe –> Alte Grund

Feld als Grundwort in Flurnamen bezieht sich meist auf die natürliche Ebene und benennt auf diese Weise ein Stück Ackerland oder das freie Feld im Gegensatz zum Wohnplatz und Wald. Dabei gibt Feld Hinweise auf die historische oder gegenwärtige Nutzung der Flur [Aehnlich 2011, 107].
Somit handelt es sich in diesem Fall um eine ehemals ackerbaulich genutzte Fläche, die später aufgegeben wurde, wie auch die kleinteilige Parzellierung der Flur heute noch erkennen lässt.
 

Alteborn [4, 5]
Vorkommen: S19, T18, T19
Deutung: Zu Alt siehe –> Alte Grund
Der Begriff Born bezeichnet ganz allgemein eine Quelle bzw. einen „natürlich fließenden, nicht gegrabenen Quellbrunnen zum unmittelbaren Schöpfen“, wobei sich der Name zu ahd. brunno „Brunnen, Quelle, Wasser; Ursrung“, mhd. brunne „Quelle, Brunnen, Wasser“ stellt. Born ist die md.-nd. Form dazu mit r-Metathese [Aehnlich 2001, 66].
Der Flurname, der am Ost- bzw. Nordosthang des –> Gabelsberges bzw. Gablersberges unweit eines singulären Grabhügels angegeben wird erschließt sich nicht deutlich, da an der betreffenden Stelle keine Quelle auszumachen ist. Vielleicht ist die im Tal gelegene Quelle gemeint, von der die nonnenröder Teiche gespeist werden.
 

Altgehege [2], auch: Altgehäg [5]
Vorkommen: D11, E12
Deutung: Zu Alt siehe –> Alte Grund

Gehege leitet sich von mhd. gehege „Einfriedung, Verhau“ ab, einer Kollektivbildung zu ahd. hag „Wall, Schanze, eingefriedetes Landstück“, mhd. hac „Umzäunung“ [Karg-Gasterstädt – Frings, 594-594].
Es handelte sich demnach um ein Gebiet, das in früherer Zeit ein eingehegtes Grundstück war in dem beispielsweise Kleinwild für die niedere Jagd gehalten wurde.
 

Am alten Feld [5]
Vorkommen: V21
Deutung: Zu Alt siehe –> Alte Grund
Zu Feld siehe –> Altes Feld
Wo sich heute Wald befindet waren früher tatsächlich ackerbaulich genutzte Flächen, wie die noch bestehende Flurstücksaufteilung impliziert. 

Am Biland [4], auch: Beland [5]
Vorkommen: U21, V21

Deutung: Möglicherweise gesellt sich das Wort zu Bifang von ahd. bifangUmkreis, das von Furchen eingegrenzte Ackerfeld; Umzäunung, eingezäuntes Acker- oder Wiesland“ [7]. Diese Deutung würde sich auch dahingehend anbieten, als dass die Flur benachbart zu anderen liegt, deren Namen ebenso auf ehemaliges Ackerland hindeutet.

Am Gebrannten [5]
Vorkommen: A22
Deutung: Gebrannt ist das Partizip 2 zum Verb mhd. brennen und bezieht sich auf Flurstücke, die durch Feuer gerodet wurden oder aber auf einzelne feuergeschädigte oder mit einem eingebrannten Grenzzeichen versehene Bäume.

Am Grübenborn [5]
Vorkommen: I3
Deutung: Der Namensteil Grübe oder Grüben taucht wohl statt Gruben (Bodenvertiefungen) als umgelautete Pluralform von Grube auf und ist dann auch als Singularform anzutreffen [SHFB].
Zu Born siehe –> Alteborn
Da sich der Flurnamenteil Grube meist auf eine künstliche Bodenvertiefung bezieht [SHFB], könnte es sich um die Benennung einer auf- oder nachgegrabenen Quelle handeln.
 

Am Hahl [5]
Vorkommen: I26
Deutung: Im hessischen existiert das Adjektiv hal oder hahl als Synonym für „trocken, von Wind und Wetter, ausgetrocknet oder mager“ [Mulch – Mulch 1977, Sp. 46, 52].
Es dürfte sich somit um eine Flur gehandelt haben, die an einem Gelände mit trockenem Boden oder magerem Bewuchs gelegen haben dürfte.
 

Am hinteren Trische [5]
Vorkommen: B21
Deutung: Hinter, mhd. hinder “hintere“ dient in Flurnamen zur Kennzeichnung der Lage im Gegensatz zu räumlich voranstehenden Flurstücken. Außerdem wurden weit vom Ortskern entfern liegende Grundstücke auf diese Art bezeichnet [Aehnlich 2011, 164].
Das Wort Trische geht zurück auf mhd. driesch „unangebautes Land, ungepflügter Acker“, mnd. drêsch, drîsch (dreys), was als etymologisch unklar gilt. In der Feld-Gras-Wirtschaft waren Trische oder Driesche erschöpfte Äcker, die über mehrere Jahre brach gelegt wurden und in Form von Wiesen als Weideland dienten. In dieser Bedeutung als „unbebautes, als Viehweide dienendes Land“ wurde der Begriff auch in Hessen gebraucht, hier aber auch in der Bedeutung der „einschürigen Wiesen und Schafweiden“ oder als Bezeichnung für regelmäßig bestellte Äcker, die erst vor Kurzem urbar gemacht wurden [HFA].

Am Holzacker [5]
Vorkommen: A21
Deutung: Als Holz wird ursprünglich ein ungepflegter Baumbestand bezeichnet, womit das Wort als Gattungsname und Ortsnamengrundwort für den Wald auftritt[Aehnlich 2011, 170-171].

Acker, ahd. ackar „Acker, Feld, Landstück“,  mhd. acker „Acker, Ackerland, Boden“ bzw. „Feld, Pflugland; Längenmaß“ meint allgemein „bebautes Land“, während sich die Pluralform Äcker in Zusammensetzungen oft auf Feldabteilungen bezieht. Der Flurnamensteil erinnert somit an die frühere Bearbeitung des Geländes [Aehnlich 2011 43-44].
Am Holzacker kann entsprechend die Benennung für ein Flurstück sein in dem sich ein von Wald umgebenes, landwirtschaftlich genutztes Areal befand.  

Am Kahlberg [5]
Vorkommen: S23, T23
Deutung: Der Namensteil Kahl, ahd. kalo „kahl, kalhlköpfig“, mhd. kal „kahlköpfig“ in Verbindung mit Berg, ahd. berg, mhd. berc, das als Simplex für eine markante Bodenerhebung steht [MHFB],  zeigt, dass die Höhe in früheren Zeiten unbewaldet war.
 

Am Kesselborn [5]
Vorkommen: C22
Deutung: Zu Born siehe –> Alteborn
Der FlN erinnert an ein am sogenannten Kesselborn, der Quelle vom Lützbach, gelegenes Flurstück.

Am Sieberzer Berg [5]
Vorkommen: E16, F16
Deutung: Zu Sieberz siehe –> Sieberz.
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
Es handelte sich um ein Gelände, das an der nach der Flur Sieberz benannten Erhebung gelegen ist.
 

An der Schnach [5]
Vorkommen: Q25
Deutung: Schnach könnte sich von fnhd. schnachen „kriechen“ (vgl. engl. snake) herleiten und an ein Flurstück erinnern, zu dem der Zugang beschwerlich und fast kriechend oder nur sehr langsam möglich war. 
 

An der Trift [5]
Vorkommen: M5
Deutung: Trift ist ein Synonym zu Treibe (ahd. trîban, mhd. trîben „treiben“) und wird wie dieser Flurname sowohl für den Weg zur Viehweide als auch für diese selbst verwendet. Getrieben und gehütet wurden dabei Schafe, Ziegen, Rinder und Schweine [Aehnlich 2011, 383].
Der Name bezieht sich somit auf eine Flur, die am Weg zur Viehweide gelegen war.
 

Aschehöferberg [5]
Vorkommen: P18
Deutung: Die Flur ist am südwestlichen Ende des –> Aschenhöfergrundes am Osthang des –> Schmidtskopf bzw. der Schmittskuppe gelegen.

Asche bezieht sich entweder auf die Asche, ahd. asca „Asche, Staub“, mhd. asche, esche „Asche, Staub, Pulver“. Möglich ist auch eine Verbindung mit der Esche, mhd. asch „die Esche“. So ist entweder eine Benennung nach staubigem, dunklem Boden oder einem starken Bewuchs durch Eschen denkbar. Dunkler Boden könnte dabei auf Köhlerei hindeuten, und auch der Arbeitsbereich eines Aschenbrenners, der für Glashütten Holz zu Asche brannte, ist nicht ausgeschlossen [Aehnlich 2011, 51].
Das Wort Hof beschreibt im Ahd. eher allgemein den „Besitz, Hof, Vorhof“ während es im Mhd. eine dichtere Beziehung zum Adel aufweist und einen „Fürsten- oder Adelshof“, aber auch „Guts- sowie Bauernhof“ oder „Burghof; Haus, Palast; Vorhof“ meint, obwohl auch hier Bedeutung „Hof, umschlossener Raum beim Hause“ gemeint sein kann [Aehnlich 2011, 166-167].
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
Der Flurname, auch in Verbindung mit dem ähnlich benannten Tal, erschließt sich heute nicht mehr. Es kommen jedoch mehrere Deutungsansätze in Betracht: Am betreffenden Hang ist noch ein aufgrund seines fortgeschrittenen Erosionszustands sehr alter, jedoch singulärer Hangmeiler erhalten. Köhlerei wurde in der Flur somit betrieben, jedoch augenscheinlich bei weitem nicht in einem Maße, dass man eine Benennung selbiger nach dem hierdurch entstehenden dunklen Boden annehmen möchte. Besonders verwunden tut auch der Namensteil Hof, der am ehesten eine wüst gegangene Ansiedlung vermuten lässt, wofür es bisher jedoch keine Nachweise gibt. Genauso wäre der Bezug zur Aschenbrennerei denkbar, vor allem falls im Aschenhöfergrund Glas hergestellt wurde.

Aschenhöfergrund [2], auch: Aschenhofer Grund [Sturm 1994, 199]
Vorkommen: T16
Deutung: Zu Asche siehe –> Aschehöferberg
Zu Hof siehe –> Aschehöferberg
Zu Grund siehe –> Alte Grund
Für die südwestlich vom Einzelhof Nonnenrod gelegene Flur gilt ähnliches wie für den –> Aschehöferberg.

Aufm Dörfchen [1]
Vorkommen: D14, D15
Deutung: Bei Auf handelt es sich um eine Substantivierung von ahd., mhd. ûf „hinauf, herauf, empor, aufwärts“ als Gegensatz zu nieder, also im Sinne von abwärts [Fuchs 2019, 60].
Der Name der westlich von der Zwickmühle gelegenen Flur leitet sich von einer im 8. Jahrhundert aus dem rhein-moselfränkischen Raum gekommenen Bezeichnung ab, die einen Pferch – eine eingehegte Schar von Tieren und Menschen – meinte. Das Wort Dorf entstand aus ahd. dorf „Weiler, Hof, Dorf, Gut, Landgut, Stadtviertel“, mhd. dorf „Dorf“ [Aehnlich 2011, 91]. Auch wenn bisher keine direkten Hinweise auf eine Wüstung auf der Anhöhe bekannt sind, so deuten die zahlreichen Stufenraine an deren Hängen sowie vorbeiführende Hohlwege durchaus in diese Richtung.
 

Ausspann [5]
Vorkommen: W19
Deutung: Die Flur liegt auf einer Erhebung, die noch im 19. Jahrhundert von Kaufleuten überwunden werden musste, die mit ihren Planwagen über die Alte Heerstraße von Neuhof kommend durch den Gieseler Forst hindurch und über Harmerz nach Fulda oder umgekehrt fuhren. Das Leisten von Vorspanndiensten für die Händlerfuhrwerke war für einige Bauern ein wichtiger Zuverdienst. Oben angekommen wurden die Pferde dann wieder ausgespannt, woher die Flur ihren Namen erhielt. Beginnend mit Fuldas Anschluss an die Bahnlinie in den 1860er Jahren verlor die Strecke an Bedeutung [Schütz 1992, 22-23].

 

B

Bärenhöhle [5], auch: Die Bärhohl [2]
Verbreitung: Q15, R15, S14
Deutung: Der Namensteil Bär stellt sich zu ahd. pero, mhd. ber „Bär“ und weist auf das ehemalige vorkommen von Bären hin, wobei auch ein Bezug zu mhd. ber „Beere“ denkbar ist [Aehnlich 2011, 55].

Höhle oder Hohl stellt sich möglicherweise zu ahd. hohl „hohl, ausgehölt“ und dem davon abgeleiteten Substantiv nhd. Hohl „Höhle, Vertiefung“, womit es sich als Flurname auf eine eingetiefte Stelle im Gelände bezieht (Bodensenken und Gruben, kleine Schluchten und vor allem Hohlwege). Die Mehrzahl der zusammengesetzten Namen verweisen auf Fluren in der Nachbarschaft einer Hohl [SHFB], was in diesem Fall möglicherweise mit dem östlich der Flur liegenden Geländeeinschnitt übereinbringen lässt, der sich nordöstlich des Henneköpfchens hinab zum Zeller Loch zieht. Auch gibt es hier – wie an vielen Hanglagen im Gieseler Forst – ein ausgeprägtes Hohlwegebündel, das als Namensgeber nicht ausgeschlossen werden kann. Ob der Namen nur auf das dortige Vorkommen von Bären oder Beeren zurückgeht, wird sich nicht mehr beantworten lassen.

Bickertswald [2]
Vorkommen: M6, N6, N7
Deutung: Möglicherweise eine genitivische Form von dem im Fuldaer Raum verbreiteten Familiennamen Bickert.

Wald stammt ab von ahd. witu „Holz“ und entwickelte sich zu ahd. walt „Wald, Wildnis; Baumwipfel“, mhd. walt „Wald“. Es setzte sich in dieser Form als Bezeichnung für Flurstücke mit dichtem Baumbewuchs durch [Aehnlich 2011, 394]. 

Bienthal [2]
Vorkommen: L14
Deutung: Bien ist eine Bezeichnung für die „Biene“ [Aehnlich 2011, 60].

Thal oder Tal, von ahd. tal „Tal, Abgrund“, mhd. tal „Tal“ beschreibt eine Bodenvertiefung oder einen Geländeeinschnitt, entstanden durch Abtragungskräfte von Fließgewässern. Täler entstanden durch fluviale Erosion, auch solche, die heute als Trockentäler kein Wasser mehr führen [Aehnlich 2011, 371].
Der Flurname bezieht sich auf das zahlreiche Vorkommen des Insekts im nördlich von Giesel gelegenen Taleinschnitt oder auf die dortige Ausübung der Imkerei. Auch ein genitivischer Bezug zum Familiennamen Bien ist denkbar [Aehnlich 2011, 60].

Biland [4]
Siehe unter ->Am Beland
 

Brandtannen [5]
Vorkommen: D20
Deutung: Zu Brand siehe –> Hintere Brand
Zu Tannen siehe –> Große Tannen
Es könnte sich um einen gerodeten Nadelwald gehandelt haben.
 

Bronzeller Holzwege [5]
Vorkommen: R21
Deutung: Holzwege bezieht sich auf Wege, die zum fortschaffen von Holz aus dem Wald, also als Holzabfuhrwege, genutzt wurden [Schneider 1965, 149]. Der Name erinnert an ein Flurstück, das an einem oder mehreren Wegen gelegen war, die sich wahrscheinlich in Bronzeller Gemeindebesitz befanden und zum Abtransport von Holz genutzt wurden. Holz musste auf diese Weise zu einem Ort gebracht werden, der 6 km Luftlinie entfernt gelegen ist.  
 

Buchenhecken [2]
Vorkommen: K12, L12
Deutung: Der Namensteil Buchen geht zurück auf ahd. buohha „Buche“ und mhd. buoche „Buchbaum“.
Hecke, ahd. hegga „Hecke; Flechtwerk, Hürde“, mhd. hecke „Hecke“ bezeichnet einen „Nieder-, Bauernwald, Privatwald“ oder eine „künstlich gezogene lebende Gartenumzäunung“, womit eine Benennung nach dem Bewuchs anzunehmen ist [Aehnlich 2011, 157], in diesem Fall durch Buchen.
 

Buchwald [2, 4, 5]
Vorkommen: I6, I7, L19
Deutung: Zu Buchen siehe –> Buchenhecken
Zu Wald siehe –> Bickertswald
Eine naheliegende Bezeichnung für dicht mit Buchen bewachsene Gebiete, die im untersuchungsgebiet an zwei verschiedenen Stellen vorkommt.

Büttnergraben [5], auch: Büttnersgraben [2]
Vorkommen: D18, E18
Deutung: Der Namensteil Büttner ist entweder eine genitivische Form des in Fulda verbreiteten Nachnamens oder bezieht sich auf den Beruf des Fassbinders.
Als Graben bezeichnete man ursprünglich eine durch Grabung entstandene Vertiefung im Gelände, später erfolgte eine Übertragung auf natürliche Vertiefungen und auf Wasserläufe [Aehnlich 2011, 137]. Von Pohl [2009, 9] wird ein enges Gebirgstal ohne Talsohle als Graben bezeichnet.
In diesem Fall handelt es sich um eine Talsituation, die sich im Besitz eines Büttners bzw. einer Person mit dem Familienamen Büttner befand.
 

Büttnersgraben [2]
Siehe unter –> Büttnergraben

 

D

Das Rödchen [2]
Vorkommen: L17
Deutung: Rödchen ist eine Diminutivform von Rod [Aehnlich 2011, 310].

Rod leitet sich von ahd. rot „Rodung“, mhd. roden „roden“ ab und deutet auf eine frühmittelalterliche Rodung mit dem Ziel der Flurerweiterung oder der Siedlung hin [Aehnlich 2011,309]. Die direkt südlich des 1140 erstmals urkundlich erwähnten Dorfes Giesel gelegene Flur gibt damit einen Hinweis darauf, dass dort bereits im Frühmittelalter eine Siedlung existierte. 

Dechantsgehege [5]
Vorkommen: F21
Deutung: Dechant meint entweder den kirchlichen Titel oder den Familiennamen.
Zu Gehehe siehe –> Altgehege 
Es handelte sich somit in früherer Zeit um ein eingehegtes Grundstück in dem beispielsweise Kleinwild für die niedere Jagd gehalten wurde und das entweder dem Träger des krichlichen Titels oder des entsprechenden Nachnamens gehörte.
 

Der hintere Vemel [2], auch: Hinterer Vemel [5] oder: Vemel [5]
Vorkommen: J7, K6, L6, M6, L8
Deutung: Hinter, mhd. hinder „hintere“ dient als Lagebeschreibung eines Flurstücks, das damit räumlich hinter einem voranstehenden gelegen war. Auch wurden weit vom Ortskern entfernte Grundstücke so benannt [Aehnlich 2011, 164].

Vemel, auch als Flurname Feemel in der Gegend bekannt, leitet sich von Hanf (Femel, lat. femella  „männlicher Hanf“) ab, sodass es sich um ein Gebiet handelte in dem die Nutzpflanze angebaut wurde. Das Adjektiv femeln bezieht sich auf die Tätigkeit des Auszupfens des männlichen Hanfs – ein Wort, das auch auf das starke beschneiden von Bäumen angewendet werden konnte [Mulch – Mulch 1977, 427]. Da es auch –> Der vordere Vemel gab, wird es sich hierbei nicht zwingen um eine weit vom Ortskern entfernte Flur gehandelt haben, sondern stand in einer räumlicher Relation zu erstgenannter.

Der Höcker [2], auch: Höcker [5]
Vorkommen: I17
Deutung: Der Name Höcker bezieht sich auf die prägnante, 445 m hohe Geländeerhebung südwestlich von Giesel.
 

Der Holler [4], auch: Holler [4, 5]
Vorkommen: H24; P19
Deutung: Holler ist eine dialektale Variante von Holunder und deutet damit auf einen vermehrten Bewuchs der Hänge des südlichen Gieseler Forstes und des nordwestlichen Ausläufers des –> Pfützenkopfes mit diesem Gesträuch hin [Aehnlich 2011, 170]. 

Der vordere Vemel [2], auch: Vorderer Vemel [5]
Vorkommen: L7, M6, M7
Deutung: Vorder geht auf mhd. vürder, vurder, vorder „räumlich voranstehend, ansehnlich, vorzüglich; zeitlich vorangehend, früher, vorig, vormal“ zurück und dient als Lagebeschreibung von Flurstücken. [Aehnlich 2011, 391].
Zu Vemel siehe –> Hintere Vemel
Möglicherweise handelt es sich um ein voranstehendes Gebiet, in dem Hanf oder Hopfen (Femel, lat. femella „männlicher Hanf“) angebaut wurde.
 

Die Bärhohl [2]
Siehe –> Bärenhöhle
 

Die Eejert [2], auch: Egert [5]
Vorkommen: J14, J15, K14, K15
Deutung: Eejert ist eine mundartliche Abwandlung von Egert, was auf ahd. egerda, mhd. egerte zurückgehen könnte und somit ein Stück Land bezeichnete, das für längere Zeit aus der Ackernutzung herausgenommen und als Viehweide genutzt wurde [Aehnlich 2011, 98], oft aber auch steinig und buschig war [Schneider 1965, 40].
 

Die Hard [2, 5], auch: Die Hart [4] oder: Haart [5]
Vorkommen: H1; J3; N23, O23, O24
Deutung: Zu ahd. hard „Hart, Wald, Gehölz“, mhd. hart „Wald“. Gemeint ist ursprünglich ein Bergwald, später auch ein waldiger Höhenzug und lichter Weidewald, allerdings kann Wald auch allgemein mit Hard/Hart bezeichnet werden [Aehnlich 2011, 153].
 

Die Horst [3]
Vorkommen: B20, C20
Deutung: Horst, aus dem ahd. und mhd. hurst „Strauchwerk“ meint ursprünglich kleine Feldgehölze und begrenzte Bestände abweichenden Gehölzes in Waldbeständen, beschreibt jedoch auch allgemein Flächen, die etwas höher als die Umgebung liegen [Greve 2016, 10, 60].
 

Die Sange [2, 5]
Vorkommen: Q16, Q17
Deutung: Sange, oft auch Sang oder Sangen, ist ein FlN der auf durch Brandrodung kultiviertes Gelände angewendet wurde [Schneider 1965, 87].
 

Die Steinerneplatte [2], auch: Steinerplatte [5]
Vorkommen: J10, K10
Deutung: Stein, ahd. stein „Stein, Fels, Steinblock“, mhd. stein „Fels“ weist entweder auf einen Grenzstein hin, beschreibt die Bodenbeschaffenheit oder deutet auf eine abgeplattete, aus festem Stein bestehende Erhebungen hin [Aehnlich 2011, 359].

Platte, entstanden aus ahd. platta „Tonsur, Platte, Glatze“, mhd. blate „geschorene Glatze des Geistlichen“ ist eine Bezeichnung für ebenes Gelände [Aehnlich 2011, 289]. 
Die Verbindung der beiden Wortteile macht deutlich, dass sich die Benennung von dem ebenen Bergrücken östlich oberhalb der Hessenmühle herleitet. 
 

Die Steinhohl [2]
Vorkommen: Q15, R15
Deutung: Zu „Stein“ siehe –> Die Steinerneplatte
Zu Hohl siehe –> Bärenhöhle
Der Name leitet sich wahrscheinlich von dem Hohlwegebündel her, das sich auf den Steinberg empor zieht.

Die Stricke [4], bzw. Stricket [5]
Vorkommen: Q24, R24
Deutung: Stricke, von ahd. stric, mhd. stric, strickes „Band, Strick, Fessel, Fallstrick“ deutet auf ein langgestrecktes, schmales Feldstück oder allgemein eine schmale Geländeform hin [MHFB].
 

 

E

Ebersloch [4, 5]
Vorkommen: G20
Deutung: Eber, ahd. ebur, mhd. eber „Eber, bezieht sich auf das unverschnittene männliche Schwein. Als Flurnamensteil kann der Name den Standort von Ebern oder auf ein Landstück hindeuten, das dem Besitzer des Gemeindeebers für dessen Haltung zur Verfügung gestellt wurde [Schneider 1965, 114].

Loch geht zurück auf ahd. loh „Verschluss, Loch, Höhle, Öffnung“, mhd. loch „Gefängnis, Hölle; verborgener Wohnung- und Aufenthaltsort, Versteck, Höhle; Loch, Öffnung“, womit in der Regel Einsenkungen benannt werden, deren Durchmesser gering ist. Sie tragen oft nur Unland oder Gebüsch [Aehnlich 2011, 243].
Die genaue Deutung ist unklar, wobei „Loch“ sich am ehesten auf die schmale Talsituation in diesem Bereich bezieht.

Egert [5]
Siehe unter –> Die Eejert

Eichenacker [4]
Verbreitung: C21, D21
Deutung: Eichen bezieht sich auf die Baumart Eiche, ahd. eih „Eiche“, mhd. eich „Eiche“. Bei einzeln stehenden Bäumen handelte es sich oftmals um Gerichtsbäume. Als Grundwort in zusammengesetzten FlN steht Eich- oder Eichel- jedoch auch für eine Ansammlung von Bäumen oder eine Eichwaldkultur [Aehnlich 2011, 99].

Acker, ahd. ackar „Acker, Feld, Landstück“, mhd. acker „Acker, Ackerland, Boden“ bzw. „Feld, Pflugland; Längenmaß“ meint allgemein „bebautes Land“, während sich die Pluralform Äcker in Zusammensetzungen oft auf Feldabteilungen bezieht. Der Flurnamensteil erinnert somit an die frühere Bearbeitung des Geländes [Aehnlich 2011 43-44], in diesem Fall an einen Acker, dem Eichen benachbart waren. 

Eichengerausch [4], bzw. Eichengeräusch [5]
Vorkommen: U17, U18
Deutung: Zu Eichen siehe –> Eichenacker

Gerausch oder Geräusch geht zurück auf mhd. rûsch „rauschende Bewegung, Rauschen, Ungestüm“ und bezieht sich auf das Rauschen des Blattwerk [MHFB].
Der FlN nimmt demnach Bezug auf das rauschende Blattwerk einer Eichenwaldung bei Nonnenrod.
 

Eichenliede [4], bzw. Eichliede [5]
Vorkommen: M18, N18, O18
Deutung: Zu Eichen siehe –> Eichengerausch

Liede, auch Liet(h) oder Leite geht zurück auf ahd. (h)lîta „die Geneigte“ [Greve 2016, 84].
In diesem Fall nimmt der FlN Bezug auf den nach Westen hin abfallenden Hang des –> Schmidtskopf südöstlich von Giesel, der offenbar mit Eichen bewachsen war.
 

Erlenruth [2]
Vorkommen: E10
Deutung: Erlen bezieht sich auf die Baumart Erle, ahd. erila, mhd. erle.

Ruth ist zu Rute zu stellen und meint entweder einen dünnen Ast oder auch das Längen und Flächenmaß [Schneider 1965, 168].
Wahrscheinlich bezeichnete der FlN ein rutenartige, also langgestrecktes Flurstück, das mit Erlen bewachsen war.
 

Eselsgehai [5]
Vorkommen: B25
Deutung: Das Wort Esel, ahd. esil, mhd. esel „Esel“, bezieht sich auf das Tier und findet sich oft in Verbindung mit Straßen, die zu Mühlen führten, da sie auf solchen zum Lasttransport eingesetzt wurden. Auch wurde der Name auf scharfe Wegbiegungen beim Durchqueren einer Wehranlage übertragen [Aehnlich 2011, 104].
Als Gehai werden Gebiete bezeichnet, zu denen der Zutritt oder die Nutzung durch die Allgemeinheit verboten war, wobei solche Grundstücke meist besonders eingezäunt waren [Hönes 2011, 13].
Die Flur ist oberhalb des Baches Kemmete gelegen, dessen volkstümliche Bezeichnung „Wasser“ ist und an dem viele Mühlen standen. Womöglich wurden in diesem eingehegten Gebiet Esel für den Abtransport des dort gemahlenen Mehls gehalten.

  

F

Fehlersstruth [5]
Verbreitung: D14
Deutung: Zu Fehler konnten keine Vergleiche gefunden werden.

Struth oder Strut gehört mit hoher Wahrscheinlichkeit zu ahd. strout „Sumpf“, mhd. strout, strût „Sumpf; Gebüsch, Buschwald, Dickicht“ und ist in Hessen außerordentlich verbreitet. Benannt werden oft, aber nicht immer, mit Busch oder Wald bewachsene Feuchtgebiete [SHFB].
Es ist nicht klar, wie der FlN zustande kam. Da es in der Nähe jedoch noch weitere Benennungen mit Fehler als Bestimmungswort gibt, könnte er auf einen Familiennamen zurückgehen.
 

Finken Berg [2]
Vorkommen: G5, H5
Deutung: Der Name stellt sich zu ahd. finko „Fink“, mhd. vinke „Fink“ [Aehnlich 2011, 109].
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
Der FlN deutet darauf hin, dass auf dem Finkenberg früher Vogelfang stattgefunden hat [Schneider 1965, 83].
 

Finsteregraben [2], bzw. Finstergraben [5] oder Im Finstergraben [5]
Vorkommen: H10; T19
Deutung: Finster, ahd. vinster „dunkel, finster; feindlich“. Der Namensteil kann einen dichten, dunklen Wald, ein enges Tal oder einen Talhang beschreiben. Oft ist er aber allgemein auf das Dunkle, Düstere und damit Unheimliche eines Ortes bezogen [SHFB].
Zu Graben siehe –> Büttnergraben
Die Geländevertiefung, die sich den Berg oberhalb von Kleinheiligkreuz empor zieht sowie der südliche Abschnitt der Talsituation bei Nonnenrod wurden offenbar als unheimlich wahrgenommen.    
 

Finstergraben [5]
Siehe unter –> Finsteregraben

Fuchsgraben [2]
Verbreitung: K12
Deutung: Mit dem Namensteil Fuchs, ahd. fuhs „Fuchs“, mhd. vuhs „Fuchs“, wurden meist Orte bezeichnet, an denen Füchse gesichtet wurden oder sie ihre Baue hatte [Aehnlich 2011, 115].
Zu Graben siehe –> Büttnergraben
Der Name müsste sich auf einen Graben in Form eines Fuchskopfes beziehen. Ein solcher ist an dieser Stelle nicht zu finden. Er ist jedoch benachbart zum –> Fuchskopf  gelegen, womit es sich um eine räumliche Fehleintragung oder Verwechslung auf der Niveaukarte von 1858 handeln könnte.
 

Fuchskopf [2, 5]
Verbreitung: I12, J12
Deutung: Zu Fuchs siehe –> Fuchsgraben
Mit Kopf, ahd. kopf „Becher, Hinterkopf“, mhd. kopf „Becher, Hirnschale, Haupt“ [MHFB] sind Geländeteile bezeichnet, die eine kopfartige, runde Gestalt haben [Schmitt 1965, 78], also kleine Erderhöhungen, rundliche Hügel oder Bergkuppen. Auch kann wohl die Pflugwendestelle gemeint sein. In Verbindung mit Tierbezeichnungen handelt es sich jedoch um Formnamen nach der Grundstücksform [MHFB].
Ein Blick auf eine topographische Karte verdeutlicht, dass die Talsituation östlich von Kleinheiligkreuz in ihrer Gesamtheit die Form eines Fuchskopfes hat.

 

G 

Gaulsrain [4]
Vorkommen: I20
Deutung: Gaul gesellt sich zu mhd. gûl „Eber, Pferd“, allgemein „männliches Tier“, wobei durchweg Pferd als namengebendes Motiv auftritt. Es bezeichnet in der Regel Weideplätze oder Tränken für Pferde, manchmal auch auf den Familiennamen [MHFB].

Rain, ahd. rein „Schutzwehr, Ackergrenze“, mhd. rein „begrenzende Bodenerhöhung, Rain“ bezeichnet eine Besitz- oder Gebietsgrenze, die mittels eines ungenutzten Landstreifens markiert wurde. Mit Rein/Rain wurde ursprünglich der Grasstreifen zwischen zwei Äckern benannt wurde, später auch Grenzstreifen, Berg- und Uferhänge und Abhänge im Allgemeinen [Aehnlich 2011, 302]. Im Arbeitsgebiet bezieht sich der Namensteil häufig auf Gebieten in Hanglage.
Es handelte sich offensichtlich um eine umgrenzte und/oder am Hang gelegen Pferdeweide.
 

Gablers Berg [4], auch: Geblersberg [5]
Vorkommen: R18, S18
Deutung: Der Namensteil Gabler oder Gebler deutet auf einen Familiennamen (Gabler, Gäbler, Gaebler, Gebler) hin.
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
Ein Berg, der sich im Besitz der Familie Gabler oder Gebler befand.
 

Geblersberg [5]
Siehe unter –> Gablers Berg
 

Geishecke [2, 5]
Vorkommen: N10, O10, N11
Deutung: Geis geht zurück auf ahd. geiz, mhd. geiz „Ziege“ und nennt als Flurnamensteil bevorzugte Weideplätze von Ziegen [Aehnlich 2011, 126].
Zu Hecke siehe –> Buchenhecken
Der Name erinnert an einen künstlich umzäunten Weideplatz für Ziegen.

Geisrain [2, 5]
Vorkommen: N12, O11
Deutung: Zu Geis siehe –> Geishecke
Zu Rain siehe –> Gaulsrain
Da die FlN Geisrain und –> Geishecke die gleiche Geländenutzung implizieren, nämlich ein Weideplatz für Ziegen der künstlich begrenzt war, könnte hier dasselbe Flurstück gemeint sein.
 

Gieseleraue [2]
Vorkommen: O12
Deutung: Giesel bezieht sich in diesem Fall am ehesten auf das Nebengewässer der Fulda und nicht auf das gleichnamige Dorf.
Der Namesteil Aue geht zurück auf ahd. ouwa „Aue, Wiese, Insel“, mhd. ouwe „Aue, Wiese; Ebene, Feld; Quelle“ und bezeichnet somit wasserreiches Wiesenland oder allgemein Land am Wasser, wobei es sich meist um Flächen handelt, die periodisch überschwemmt werden [Aehnlich 2011, 52].
Die Flur wird an einem Berghang nördlich des Baches bzw. nordöstlich des Dorfes angegeben. Dieser Lagetyp lässt sich nicht mit dem Grundwort Aue übereinbringen, sodass möglicherweise eine „Flur oberhalb der Gieseler Aue“ gemeint war.
 

Gieselergraben [2]
Vorkommen: I11
Deutung: Das Bestimmungswort Giesel nimmt hier Bezug auf das Dorf Giesel, das über einen Weg durch die Talsituation (zu Graben siehe -> Büttnergraben) südöstlich von Kleinheiligkreuz erreicht werden kann.
 

Goinzwald [5]
Verbreitung: M6
Deutung: Goinz leitet sich von einem Namen ab. In Malkes, unweit der entsprechenden Flur, steht noch der Hof Goinz in der Malkeser Straße 9.
Zu Wald siehe –> Bickertswald
Ein ehemals zum Hof Goinz gehörendes Waldstück.
 

Gritgersgraben [4], auch: Kritgesgraben [5]
Vorkommen: J22, J23, K23, K24
Deutung: Gritgers bzw. Kritges könnte sich von Gretchen ableiten, die Kurzform des PN Margarete.
Zu Graben siehe –> Büttnergraben
 

Große Tannen [5]
Verbreitung: E20
Deutung: Groß, ahd. grôz „Groß, stark, lang, breit, dick“, mhd. grôz „groß, stark, dick“ [MHFB].

Tannen
bezieht sich auf ahd. tanna „Tanne, Edeltanne, Fichte, Kiefer“, mhd. tanne „Tanne“ und bezieht sich heute auch auf andere Nadelbäume. Beschrieben wird hiermit das Vorkommen des Gehölzes am entsprechenden Ort [Aehnlich 2011, 372].
In diesem Fall könnte sich der Name auf eine Flur mit Tannen von starkem Wuchs beziehen.

  

H

Haart
Siehe unter –> Die Hard
 

Hahl [5]
Vorkommen: J25
Deutung: Zu Hahl siehe –> Am Hahl
Es dürfte sich um ein Flurstück mit trockenem Boden oder magerem Bewuchs gehandelt gaben.
 

Haidkopf [4, 5]
Verbreitung: N22
Deutung: Haid kann sich von zwei Bedeutungen ableiten. Entweder stellt es sich zu ahd. heida, mhd. heide „Heide, unbebautes, unfruchtbares Land; Heidekraut“ oder zu ahd. heidan „Heide, Ungetaufter“, wobei sich die Mehrzahl der FlN auf unbebautes und mit Heidekraut und Buschwerk bewachsenes Gelände bezieht [SHFB].
Zu Kopf siehe –> Fuchskopf
Der Name bezieht sich wahrscheinlich auf den Geländesporn der einst mit Heidekraut und Buschwerk bewachsen gewesen sein könnte.
 

Haidrain [2]
Vorkommen: I10
Deutung: Zu Haid siehe –> Haidkopf
Zu Rain siehe -> Gaulsrain
Der Name erinnert an ein am Hang gelegenes Flurstück.
 

Hangliede [2], auch: Hangeliede [5]
Vorkommen: D11
Deutung: Als Hang wird der Berghang oder allgemein der abfallende Teil einer Bodenerhebung bezeichnet [Aehnlich 2011, 152].
Zu Liede siehe –> Eichenliede
Die Flur ist auf dem nach Norden geneigten Hang südlich des Hofes Erlenstruth gelegen.
 

Harle Berg [4], auch: Horleberg [5]
Vorkommen: W20, X20, Y20
Deutung: Harle entzieht sich der Deutung.
Falls Horle der korrekte Namensteil ist, dann kommt eventuell eine Ableitung von Hor oder Horbe, ahd. horo „Schmutz, Schlamm, Mist, Kot, Brei, Erde“, mhd. hore, horwes „kotiger Boden, Kot, Schmutz“ in Frage. FlN mit diesem Namensteil beziehen sich auf morastigen Boden [Aehnlich 2011, 172-173].
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
Der Ursprung des FlN ist unklar. Falls Harle sich in irgendeiner Art von Har, ahd. hâro, hâr, nhd. Haar „Flachs“ (Linum usitatissimum), ableitet, so könnte es auf den Anbau desselben hindeuten. Auch eine dialektale Form von Haide ist denkbar [MHFB], falls Horleberg die korrekte Variante ist, dann könnte es auf morastigen Boden hinweisen.
 

Hart
Siehe unter –> Die Hard

Hegewald [2], bzw. Hegwald bei der Zwickmühle [5], bzw. Heegwald [5]
Vorkommen: E11, E12, F11; C17, D17
Deutung: Hege stellt sich zu ahd. heg „Zaun, Einzäunung, Schonung, geschonter Wald“.
Zu Wald siehe –> Bickertswald
 

Hellberg [5]
Siehe unter –> Höllberg
 

Henneköpfchen [2]
Vorkommen: Q16
Deutung: Mit Henne könnte das weibliche Haushuhn gemeint sein. Vielleicht liegt auch eine Umdeutung von mhd. hiune „Hüne“ vor [MHFB]. Henne war in der Gegend auch eine gebräuchliche Kurzform des Namens Johannes.

Köpfchen ist der Dimunitiv von Kopf. Zu Kopf siehe –> Fuchskopf
Die östlich von Giesel gelegene Anhöhe ähnelt keinem Hühnerkopf, sodass sich „Köpfchen“ auf die rundliche Erderhöhung dort bezieht. Ob an dieser Stelle Hühner gehalten wurden ist fraglich, sodass das Bestimmungswort eher auf einen Personennamen zurückzuführen ist.

Heuweg [5]
Vorkommen: F23
Deutung: Der erste Grasschnitt zum Dörren wird als Heu, ahd. houwi „Heu, Gras“, mhd. höuwe, houwe „Heu, Gras“ bezeichnet. Der Name kann sich auf die Nutzung des Landes beziehen. In Verbindung mit Weg, ahd. weg „Weg, Straße, Bahn, Gang, Zugang, Reise, Pfad“, mhd. wëc „Weg, Straße“, mit dem alle ebenen Verkehrsträger benannt werden konnten [Aehnlich 2011, 397], ergibt sich in diesem Falle, dass eine Flur gemeint ist, die Am Weg zum Abtransport des Heus lag [vergl. Hönes 2011, 27]. 
 

Himmels Berg [2], bzw. Himmelsberg [5]
Vorkommen: G16, H14, I14
Deutung: Himmel, ahd. himil „Himmel, Himmelsgewölbe, Decke, Zimmerdecke“, mhd. himel „Himmel“, dient in Flurnamen als Bezeichnung für besonders schön oder hoch gelegene Flurstücke [Aehnlich 2011, 163].
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
Der Himmels Berg bzw. Himmelsberg ist der Hausberg des Dorfes Giesel und die höchste Erhebung im Gieseler Forst.

Himmelsberg [5]
Siehe unter –> Himmels Berg
 

Hinter Finkenberg [5]
Vorkommen: H4
Deutung: Zu Hinter siehe –> Hintere Brand
Siehe auch –> Finken Berg
Eine vom Dorf aus gesehene Flur hinter dem Finkenberg.  

Hintere Brand [2]
Vorkommen: K7, K8
Deutung: Mit Hinter, mhd. hinder „hintere“, wurden weit vom Ortskern entfernte Grundstücke benannt. Auch dient es als Namensteil dazu, die Lage der Flur im Gegensatz zu räumlich voranstehenden Flurstücken zu kennzeichnen [Aehnlich 2011, 164].

Brand weist ähnlich wie Sange auf eine Brandrodung hin und bezeichnet somit eine durch Brennen gerodete Waldstelle. Auch kann ein Platz gemeint sein, an dem Kohlemeiler standen [Aehnlich 2011, 69]. 

Hintere Schieferrain [4]
Vorkommen: K20, L20, M20
Deutung: Zu Hintere siehe –> Hintere Brand
Das Bestimmungswort Schiefer hat sich als Bezeichnung für die Gesteinsart erst im Nhd. Aus dem seit dem 14.15. Jh. Belegten schiverstein entwickelt, das seinerseits auf mhd. schiver, schever, schivere, schevere „Splitter von Stein, bes. von Holz“ zurückgeht. Es muss also nicht die Gesteinsart gemein sein, sondern kann sich beispielsweise auch auf splittrigen Boden beziehen [MHFB].
Zu Rain siehe –> Gaulsrain
Siehe auch –> Schieferrain
 

Hinterer Vemel [5]
Siehe unter –> Der Hintere Vemel

Höcker [5]
Siehe unter –> Der Höcker
 

Höllberg [4], auch: Hellberg [5]
Verbreitung: A22, B22
Deutung: Hölle geht zurück auf ahd. hella „Hölle, Unterwelt“, mhd. helle „die verbergende und verborgene Unterwelt, Hölle“. In FlN ist es eine Bezeichnung für besonders tiefe, abgelegene oder düstere Örtlichkeiten und kann Schlucht, tiefer Hohlweg oder entlegener Winkel bedeuten. In der Regel wird es für tiefe, meist bewaldete Senken oder enge, dunkle Täler verwendet, die oftmals  weit von der Siedlung entfernt liegen können. Meist handelt es sich um eine „wilde, schauerliche Gegend“, in der nicht selten Wald, Gebüsch und Sumpf gemeinsam zu finden sind [Aehnlich 2011, 170].
Eine andere überlieferte Variante des FlN ist Hellberg, wobei es sich bei Hell um eine mundartliche Variante von Höll(e) handelt [Aehnlich 2011, 160].
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
Die Namensteile Höll und Berg widersprechen sich. Auch ist keine Talsituation vorhanden, vielmehr ist die Flur an einem Berghang gelegen, sodass eine andere Deutung gefunden werden muss. Ein breites Spektrum an Namensvarianten hat eine Umdeutung zu Hölle erfahren, darunter auch Helle(e), von ahd. halda, mhd. halde, helde „Berghang“ [MHFB], worin am ehesten der Ursprung des Flurnamens zu sehen ist.   

Hockengraben [4, 5]
Verbreitung: G25
Deutung: Hocken entzieht sich einer Deutung.
Zu Graben siehe –> Büttnergraben
 

Hohlgraben [5]
Vorkommen: D23
Deutung: Zu Hohl siehe –> Bärenhöhle
Zu Graben siehe –> Büttnergraben

Holler [5]
Siehe unter –> Der Holler
 

Homesstrauch [5]
Vorkommen: P11
Deutung: Das Wort Homes entzieht sich einer Deutung.
Bei Strauch ist das Benennungsmotiv der Bewuchs mit Sträuchern, Gesträuch, mhd. strûch „Strauch“ und bezieht sich damit oft auf Busch- oder Niederwald [SHFB].
Sehr wahrscheinlich identisch mit der Flur –> Hummelstrauch (Q11), die auf der Niveaukarte von 1858 auftaucht. Die Frage ist, ob es sich dort nicht um einen Fehler handelt, da die Bezeichnung mundartlich 'homəs,ʃdõaʊx nicht unbedingt auf das Wort Hummel schließen lässt, es sei denn es ist eine stark zersprochene Variante.

Horleberg [5]
Siehe unter –> Harle Berg
 

Hüttnersgehau [4], auch: Huttnersgehai [5]
Verbreitung: I24, J24
Deutung: Hüttner oder Huttner geht möglicherweise auf einen Familiennamen zurück, entzieht sich ansonsten der Deutung.
Als Gehau, mhd. gehöu „der Verhau“, bezeichnet man ein Waldstück, in dem Bäume gehauen werden oder wurden [MHFB].
Zu Gehai siehe –> Eselsgehai
Es handelte sich entweder um ein Gelände, zu dem der Zutritt oder dessen Nutzung durch die Allgemeinheit verboten war und das möglicherweise eingezäunt war, oder um ein Flurstück mit Hau- bzw. Niederwald. Solche Wälder wurden zur Gewinnung von  Brennholz genutzt, teilweise spielte aber auch die Köhlerei und die Lohrindengewinnung für Gerbereien eine Rolle. In beiden Fällen könnte das Gelände im Besitz einer Familie Hüttner oder Huttner gewesen sein. Der Begriff Hüttner für einen Kleinbauern, der nicht von der Landwirtschaft allein leben konnten, scheint in Hessen nicht verbreitet gewesen zu sein.
 

Hummelstrauch [2, 4]
Vorkommen: Q11; R22
Deutung: Hummel bezieht sich entweder auf den Familiennamen oder zu ahd. humbal, hummel, mhd. humbel, hummel „Hummel“ [SHFB].
Zu Strauch siehe –> Homesstrauch
Bei der südlicher gelegenen Flur handelte es sich entweder um einen Busch- oder Niederwald in dem Hummel angetroffen wurden oder eine ebensolche in Besitz einer Familie Hummel. Die Deutung der nördlicher gelegenen Flur ist unklar (siehe –> Homesstrauch).
 

Huttengraben [5]
Vorkommen: H25, I25
Deutung: Der Namensteil Hutten geht eventuell auf ahd. huota "Wache", mhd. huote, huot zurück und bezieht sich auf einen Weideplatz, auf dem das Vieh gehütet wurde [MHFB] .
Zu Graben siehe –> Büttnergraben

 

I 

Im Bärmich [5]
Vorkommen: G3
Deutung: Der Name stellt eine dialektale Variante von Bärenbach oder Beerenbach dar, ähnlich wie das Dorf Haimbach dialektal auch Hämich genannt wird. Worauf sich der Name allerdings konkret Bezieht wird nicht deutlich.
Zu Bär siehe –> Bärenhöhle
Bach stellt sich zu ahd. bah „Bach, Fluss“, mhd. bach „Bach; Strom; Wasser“ und kann allgemein einen Wasserlauf bezeichnen [Aehnlich 2011, 53], der an dieser Stelle heute nicht mehr vorhanden ist.
 

Im Finstergraben [5]
Siehe unter -> Finsteregraben
 

Im Kohlgraben [5]
Vorkommen: N23, N24
Deutung: Der Namesteil Kohl weist entweder auf gerodetes Land und eine Ackerfläche hin, die durch Brandrodung des Waldes oder Buchswerkes entstanden ist, oder er geht auf Köhlerei zurück. [Aehnlich 2011, 203].
Zu Graben siehe –> Büttnergraben
Die Talschlucht westlich des Kaliberges weist zwar einige wenige Hinweise für Köhlerei auf. Ob dies jedoch namensgebend war oder eine Brandrodung ist fraglich.
 

Im See [5]
Vorkommen: W21
Deutung: See, ahd. sēo „See, Meer, Teich, Wasser, Gewässe“, mhd. „See, Landsee“ wir in erster Linie für stehende, aber auch für wenig bewegte Gewässer verwendet. Oft handelt es sich um kleine Mulden oder auch flache Flächen, bei denen kaum mehr zu erkennen ist, dass es dort einmal Wasser gab [Aehnlich 2011, 346-347].
Der Flurname bezieht sich möglicherweise auf ein angestautes Gewässer in dem nordwestlich von Tiefengruben gelegenen Graben. Falls es sich um eine Verkürzung von „Sees“ handelt – wie der benachbarte Name „In der Seesdelle“ nahelegt, könnte es nach E. Sturm [2003, 37-38] auch mit einem Weideplatz in Verbindung stehen.

Im Sieberzer Grund [5]
Vorkommen: F16
Deutung: Zu Grund siehe –> Alte Grund
Die Flur lag im Talzug der Kalten Lüder, der im Bereich der Sieberzmühle auch als Sieberzer Grund bezeichnet wird.
 

Im Schwemmerod [2], bzw. Im Schwämemroth [5]
Vorkommen: F3, F4, G3, G4, H3
Deutung: Zu Rod siehe –> Rödchen
Der Flurname geht wahrscheinlich auf den Umstand zurück, dass die Flur in einem gerodeten Gebiet direkt an der Lüder gelegen ist und deswegen temporäre Nässephasen (Schwemme) erfuhr.

Im Zwickgrund [5]
Vorkommen: F16
Deutung: Zu Grund siehe –> Alte Grund
Die Flur lag im Talzug der Kalten Lüder, der im Bereich der Zwickmühle auch als Zwickgrund bezeichnet wird.
 

In den Erlen [5]
Vorkommen: C23, C24
Deutung: Erlen, ahd. erila, elira, mhd. erle „Erle“ weist auf den entsprechenden Baumbestand im Flurstück hin [MHFB].
 

In der Eulerswiese [5]
Vorkommen: B20
Deutung: Euler ist ein Sammelname für alle Handwerker, die Tongefäße herstellten. In der Gemarkung Maberzell ist auch die Variante Iller belegt.

Wiese ist die allgemeinste Bezeichnung für Grasland und meint eine grasbewachsene Fläche. Es beruht auf mhd. wise „Wiese“ und beschrieb ursprünglich feuchtes Grasland, taucht als FlN allerdings erst in jüngerer Zeit auf, wobei es vorzugsweise für Flächen verwendet wird, die süße Gräser erzeugen [Aehnlich 2011, 405].
Entweder deutet der Name auf das ausüben des Eulerhandwerks vor Ort hin oder er gibt ein Besitzverhältnis wieder bzw. könnte es sich vielleicht auch auf Tongewinnung für das Eulerhandwerk beziehen.

In der Kemmete [5]
Vorkommen: C25
Deutung: Der Name bezieht sich auf die Lage des Flurstücks im Talzug der Kemmete.
 

In den Klingewiesen [5]
Vorkommen: A20
Deutung: Klinge oder auch Klingen leitet sich ab von ahd. chlingo „(Sturz-)bach)“, klinga „Bach, Sturzbach, Quelle, Gebirgsbach“, mhd. klinge in der Bedeutung „Gießbach, Talschlucht“, das zum starken Verb ahd. klingan, mhd. klingen „rauschen, plätschern, klingen“ gebildet ist.  Es kann kleine bewaldete Talschluchten, durch die ein Bach fließt oder auch Drainagegräben benennen [Aehnlich 2011, 201; MHFB].
Zu Wiese siehe –> In der Eulerswiese
Der Ursprung des Namensteils Klinge erschließt sich in diesem Fall nicht, da keine Talsituation vorliegt und auch kein markantes Gewässer in der unmittelbaren Nähe vorhanden ist.
 

In der langen Birke [5]
Vorkommen: A21
Deutung: Der Namensteil Lang, ahd. lang „lang, ausführlich, lang dauernd, schwer, langgestreckt, groß, ausgedehnt“, mhd. lanc „lang, räumlich und zeitlich“ wird angewendet um die Ausdehnung des benannten Flurstückes zu beschreiben, das in der Regel schmal und lang war [Aehnlich 2011, 225].

Birke, ahd. birka, mhd. birke „Birke“ als Namensteil weist auf einen starken Bestand dieser Bäume hin [Aehnlich 2011, 61].
Es handelte sich um ein langschmales Flurstück, welches einen starken Buchenbestand aufwies
 

In der Lüder [5]
Vorkommen: E15
Deutung: Die Flur war im Talzug der Kalten Lüder gelegen.
 

In der Seesdelle [5]
Vorkommen: W21
Deutung: Zu See siehe –> Im See

Delle stellt sich zu spätmhd. telle „Schlucht“, frühnhd. dälle, delle „(leichte) Vertiefung, Bodensenke, Tal“. Gemeint sind vor allem kleine, flache Bodensenken, Talmulden, auch Hohlwege und feuchte, teilweise sumpfige Mulden in Acker und Wiesen [MHFB].
Ähnlich wie –> Vordere Sesgraben und –> Sesgraben könnte sich dieser FlN auf ein angestautes Gewässer in dem nordwestlich von Tiefengruben gelegenen Graben beziehen. Eine andere Erklärung liefert hingegen E. Sturm [2003, 37-38], der das Wort „Sees“ von „das ees“ ahd. as, es „Weideplatz“ ableitet bzw. von ahd. sizzan „sitzen, sesshaft sein“, das sich auf eine Ansiedlung beziehen würde.

In der Waldecke [5]
Vorkommen: A25
Deutung: Zu Wald siehe –> Bickertswald

Ecke leitet sich ab von ahd. egga „Schneide, Spitze, Ecke“, mhd. ecke „Spitze, Ecke, Kante, Winkel“.
Das Flurstück ist noch heute an einem westlichen Ausläufer des Gieseler Forstes, also in der Ecke des Waldes gelegen.
 

In der Waldseufe [5]
Vorkommen: B20
Deutung: Zu Wald siehe –> Bickertswald

Seufe leitet sich wahrscheinlich von Seife, ahd. seifa „Seife“, mhd. seife „Seife“ ab, womit ursprünglich ein schmaler, rinnender Bachlauf in einer Talschlucht oder feuchtes, sumpfiges Gelände im Flachland benannt wurde [Aehnlich 2011, 347; Spitzlei 2003, 79].

 

K 

Kahl Berg [4], Kalhlberg [5]
Vorkommen: R22, S22
Vergl. –> Am Kahlberg
 

Kalkrain [2]
Vorkommen: M9
Deutung: Kalk, ahd. mhd. kalc „Kalk“ ist eine Entlehnung aus lat. calx und deutet in FlN darauf hin, dass Kalk an die Oberfläche tritt. Teilweise wurde dieser in Gruben oder Kauten gebrochen um ihn dann in Kalköfen und Kalkreusen durch Ausglühen zu Branntkalk zu verarbeiten [MHFB].
Zu Rain siehe –> Gaulsrain
Als Rain ist, wie an den meisten Stellen im Untersuchungsraum, die Hanglage des ehemaligen Flurstücks gemeint.

Kemmete Grund [5]
Vorkommen: C25; I25
Deutung: Zu Grund siehe –> Alte Grund
Der Name ist an zwei unterschiedlichen Stellen im Tal der auch schlicht als "Wasser" bezeichneten Kemmete belegt und bezieht sich auf ebendiese Lage.

Kemmetetannen [4]
Vorkommen: E23, F24
Zu Tannen siehe –> Große Tannen
Der Name bezieht sich auf ein sich durch Nadelbaumbewuchs auszeichnendes Flurstück am Hang nördlich des Baches Kemmete.
 

Kerzeller Lasswald [4], auch: Lasswald [5]
Vorkommen: Y19, Z19
Deutung: Die Herkunft des Namensteils Lass ist unklar. Vielleicht handelte es sich um ein Waldstück, das im Sinne von „Laßgut“ gegen Zins überlassen wurde. Unwahrscheinlich ist, dass Lass zurückgeht auf slaw. laz „Rodung“, womit dich der Namensteil auf die Urbarmachung des Landes beziehen würde [Aehnlich 2011, 223].
Zu Wald siehe –> Bickertswald
 

Kirchgehege [2], auch: Kirchgehai [5]
Vorkommen: N16, N17, O16
Deutung: Der Namensteil Kirch deutet auf kirchlichen Besitz oder die Nutzung von Geistlichen hin [Aehnlich 2011, 196].
Zu Gehege siehe –> Altgehege
Es handelte sich somit um ein eingehegtes Grundstück in Kirchenbesitz.
 

Kirchgehai [5]
Siehe unter –> Kirchgehege

Klosterkopf [2]
Vorkommen: I4, I5
Deutung: Kloster leitet sich ab von ahd. klôstar, mhd. klôster, einer Entlehnung aus mittellat. clostrum „das Abgeschlossene“ und deutet auf Klosterbesitz oder eine Lage in der Nähe eines Klosterbezirkes hin [MHFB].
Zu Kopf siehe –> Fuchskopf
Der Flurname deutet darauf hin, dass sich der Geländesporn im östlichen Bereich des Finkenbergs früher in Klosterbesitz befand.
 

Kohlgehau [4], auch: Kohlgehai [5]
Vorkommen: R19
Zu Kohl siehe –> Im Kohlgraben
Zu Gehau siehe –> Hüttnersgehau
Zu Gehai siehe –> Eselsgehai
Möglicherweise handelte es sich um ein Flurstück, in dem Holz für die Köhlerei gewonnen wurde. Auf die direkte Ausübung des Köhlerhandwerks gibt es bisher keine Hinweise.
 

Kuhrain [2, 5]
Vorkommen: T16
Deutung: Zu Rain siehe –> Gaulsrain
Der Name könnte darauf hindeuten, dass am Hang Kühe weideten und sich somit auf die Nutzung der Flur beziehen [Aehnlich 2011, 216].
 

Kiessnerslanne [5]
Siehe unter –> Kiessnerstannen
 

Kiessnerstannen [4], auch: Kiesnerslanne [5]
Vorkommen: K22, L22
Deutung: Zu Tannen siehe –> Große Tannen
Zu Lanne siehe –> Sulzhoferlanne

Kiessner nimmt möglicherweise Bezug auf den Familiennamen, sodass der Namensteil den Besitzer eines Flurstückes anzeigt, das sich durch den Bewuchs von Nadelbäumen auszeichnete. Falls der Korrekte Namensteil Lanne ist, dann kann es sich auch auf eine heute nicht mehr erkennbare Form des Flurstücks beziehen. 

Kreuzhecken [5]
Vorkommen: B24
Deutung: Der Namensteil Kreuz kann sich auf ein (ehemals) im Flurstück befindliches Kreuz, etwa ein Sühnekreuz, hindeuten [Aehnlich 2011, 211], kann aber auch religiös motiviert sein [Greve 2016, 79].
Zu Hecke siehe –> Buchenhecke
 

Kritgesgraben [5]
Siehe unter –> Gritgersgraben
 

 

L

Lasswald [5]
Siehe unter –> Kerzeller Lasswald

Leimengrube [5]
Vorkommen: C24
Deutung: Der Namensteil Leim, ahd. leim, leimo „Lehm, Schlamm, Ton“, mhd. leim, leime, fnhd. leime „Lehm“ bezieht sich in den allermeisten Fällen auf den Abbau von Lehm [SHFB].
Zu Grube siehe –> Am Grübenborn
Noch heute deuten mehrere Abbaurelikte auf eine entsprechende Tätigkeit im Gebiet hin. 2 km nördlich belegt der Flurname –> In der Eulerswiese das Töpferhandwerk in der Gegend.
 

Lerchenküppel [2, 5]
Vorkommen: L12, M12
Deutung: Entweder deutet der Namensteil Lerchen, ahd. lērihha „Lerche“, mhd. lërche, lêrche „Lerche“ auf ein vermehrtes Vorkommen dieser Vogelart innerhalb des Flurstücks oder es handelt sich um eine sprachliche Vermengung mit dem Gehölznamen Lärche, ahd. lerihha [Aehnlich 2011, 236].
Zu Küppel siehe –> Steinküppel
 

Lichtholz [4, 5]
Vorkommen: L23, M23
Deutung: Licht stellt sich zu ahd. lioht „licht, hell, glänzend, herrlich“, mhd. lieht „hell, strahlend, blank“ [Aehnlich 2011, 237].
Zu Holz siehe –> Am Holzacker
In diesem Fall bezieht sich der Namensteil Holz auf das Adjektiv in der Bedeutung „hell, wenig dicht stehend oder bewachsen“ und meint ein bewaldetes Flurstück mit gelichtetem Baumbestand [Aehnlich 2011, 238].

Lingenhainzenkopf [4], Lingenhainzerkopf [5]
Vorkommen: J26, K26
Deutung: Zu Kopf siehe –> Fuchskopf
Die Deutung des Flurnamens gestaltet sich als schwierig, allerdings handelt es sich bei Lingenhainz möglicherweise um einen besitzanzeigenden Namensteil.
 

Lützgrund [5]
Vorkommen: K23, K24
Deutung: Lütz stellt sich zu ahd. luzil, luzzil, „klein, kurz; unbedeutend; wenig; gering; arm“, mhd. lütze, lüz, und lützel „klein, gering, wenig“ und bezieht sich auf Flur- und Waldstücke, Bodenerhebungen, Bachläufe und Bauwerke von geringer Größe [MHFB].
Zu Grund siehe –> Alte Grund
 

Lützhecke [5]
Vorkommen: L26, N26
Deutung: Zu Lütz siehe –> Lützgrund
Zu Hecke siehe –> Buchenhecken
Es handelte sich um einen kleinen Nieder-, Bauern- oder Privatwald.

  

M

Maulhennenbaum [4]
Vorkommen: E20, F20
Deutung: Der Name bezieht sich auf eine bestimmte Buche, die allerdings 2008 von einem Sturm umgeworfen wurde [6].
Woher der Namensteil Maulhenne(n) stammt ist nicht zu ermitteln. Kaltschmidt [1834, 587] nennt es in seinem Lexikon im Sinne einer maulenden Person.
 

Mittel Berg [4], auch: Mittelberg [5]
Vorkommen: S22, S23, T22, T23
Deutung: Zu Mitte siehe –> Mittelkopf
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
Der Name bezieht sich auf die Lage des Flurstücks auf dem mittleren von drei Geländespornen. Westlich angrenzend ist der Kahlberg gelegen
 

Mittelberg [5]
Siehe unter –> Mittel Berg
 

Mittelbornslanne [5]
Vorkommen: G23
Deutung: Zu Lanne siehe –> Sulzhoferlanne
Der Flurname nimmt zum einen Bezug auf die als Mittelborn bezeichnete Quelle und zum anderen auf die Form der Talschlucht einer Gabeldeichsel. 
 

Mittelkopf [2]
Vorkommen: L10
Deutung: Mittel stellt sich zu ahd. mittil, mhd. mittel „der mittlere, in der Mitte befindlich“. Flurstücke mit diesem Namensteil sind nach ihrer relativen Lage zwischen anderen Flurteilen benannt. Im Einzelfall, besonders in Verbindung mit dem Namensteil Feld, kann auch ein Zusammenhang zur Dreifelderwirtschaft bestehen [MHFB].
Zu Kopf siehe –> Fuchskopf
Der Ursprung des FlN lässt sich in diesem Falle nicht mehr sicher rekonstruieren. Vielleicht war aber die Lage des Flurstücks zwischen zwei Anhöhen namengebend.
 

Mühl Berg [2], bzw. Mühlberg[5]
Vorkommen: Q12
Deutung: Mit Mühle ist in Flurnamen zumeist die mit Wasserkraft betriebene Mühle gemeint, welche die alte Handmühle verdrängte. Das Wort leitet sich ab von ahd. mula „Mühle“, mhd. müle, mül „Mühle“ [Aehnlich 2011, 262].
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
Die oberhalb von Istergiesel gelegene Anhöhe könnte nach der alten Mühle am Ortseingang benannt worden sein.
 

Mühlberg [5]
Siehe unter –> Mühl Berg


N

Nippelskuppe [2, 4]
Vorkommen: V16, V17

Deutung: Kuppe, mhd. kupfe, kuppe „Spitze“ meint rundliche Bergkuppen, Gipfel, hoch gelegen Äcker und schroff ansteigende Hügel [Aehnlich 2011, 219].

Laut Südhessischem Wörterbuch bezieht sich das Wort Nippel auf einen stumpfen Stift, also einen Bolzen, eine dicke Nase oder eine Beule am Kopf, sodass die prägnante Form der Anhöhe namensgebend sein könnte. Interessant ist, dass in einem Lagerbuch von 1708 erwähnt wird, Johann Hehl befinde sich im Besitz des „Hintergüthgens“ Nippelskopf, das von Harmerz aus in Richtung Nonnenrod stünde, „mitten in seine Feld gelegen“ [Sturm 1991, 89]. Der wüst gegangene Nippelshof bzw. das Flurstück auf dem er stand, wurde also als „Köpfchen“ bezeichnet, obwohl er im Tal gelegen war. Wahrscheinlich handelte es sich ursprünglich um Am Nippelsköpfchen im Sinne von „Flurstück am Ausläufer der Nippelskuppe“.   

 

O

Ober Finkenberg [5]
Vorkommen: H5
Deutung: Der Namensteil Ober oder auch Oben, ahd. obana „oben, von oben, früher, vorher“, obaro „höhere, obere, übergeordnet, höhere“, mhd. obe „oben, oberhalb, über“ bezeichnet hoch gelegene Grundstücke [Aehnlich 2011, 275] und bezieht sich in diesem Fall die obere Anhöhe des Finkenberges (siehe auch –> Finken Berg).
 

Obere Ingel Berg [2]
Vorkommen: K13
Deutung: Zu Obere siehe –> Ober Finkenberg

Ingel, auch Ingeler oder Ingold leitet sich von einem ahd. männlichen Personennamen ab, gebildet aus ahd. Ing(wio), Yngvi oder Ingwë, einer germanischen Gottheit, und ahd. –walt zu waltan „Walten, Herrschen“. Hierzu gesellen sich die FamN Ingel(er), Ingold und Ingolt [Blaser et al. 2017, 249].
Der Name nimmt Bezug auf die obere Anhöhe des Ingel Berges, bei dem der Eigentümername das Benennungsmotiv darstellte.
 

Obere Stein Berg [2]
Vorkommen: O15,P15
Deutung: Zu Obere siehe –> Ober Finkenberg
Zu Stein siehe –> Die Steinerneplatte
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
Die Anhöhe taucht auch unter der Bezeichnung Steinküppel auf, siehe hierzu –> Obersteinküppel.
 

Obersteinküppel [5]
Vorkommen: P15
Deutung: Zu Ober siehe –> Ober Finkenberg
Zu Stein siehe –> Die Steinerneplatte
Zu Küppel siehe –> Steinküppel
Eine Anhöhe mit der Bezeichnung Steinküppel ist nicht nur östlich von Giesel, sondern auch östlich von Brandlos anzutreffen, siehe –> Steinküppel.
 

Ochsenrain [2]
Vorkommen: G16, G17, H16, H17
Deutung: Ochse, ahd. ohso „Ochse“, mhd. ohse „Ochse“, könnte darauf hindeuten, dass das Flurstück als Weide für diese Tiere genutzt wurde oder geht auf die Bearbeitung des Flurstücks mithilfe eines Ochsengespanns zurück [Aehnlich 2011, 276]. Auch ein Bezug auf den FamN Ochs ist denkbar.
Zu Rain siehe –> Gaulsrain
Die Deutung ist ähnlich wie bei –> Ochsenthäler wenig eindeutig und bezieht sich in diesem Fall auf die Situation der Hanglage an der Anhöhe –> Der Höcker.

Ochsenthäler [5]
Vorkommen: I15
Deutung: Entweder diente die Talsituation früher als Weideland für Ochsen oder geht auf die Bearbeitung des Flurstücks mithilfe eines Ochsengespanns zurück [Aehnlich 2011, 276]. Wie bei –> Ochsenrain ist jedoch auch hier ein Bezug auf den FamN Ochs ist denkbar.
Zu Thäler siehe –> Bienthal
 

Ochsenthal [2]
Vorkommen: G16

Deutung: Zu Ochsen siehe –> Ochsenthäler
Zu Thal siehe –> Bienthal
 

 

P

Pfützenkopf [4, 5]
Vorkommen: I23, J23
Deutung: Die Bezeichnung Pfütze geht zurück auf ahd. pfuzzi „Brunnen, Grube. Wasserbehälter, Wassergrube“, mhd. phütze „Brunnen, Lache, Pfütze“. In Zusammensetzungen bezeichnet der Namensteil in der Regel sumpfiges Land oder Feldstücke, auf denen Wasser stehen bleibt und bezieht sich auf diese Weise meist auf Teiche, Tümpel, Moore oder andere Nassstellen [Aehnlich 2011, 288].
Zu Kopf siehe –> Fuchskopf

  

R

Rabenthal [2]
Vorkommen: G16
Deutung: Das Bestimmungswort Raben deutet auf das Vorkommen von Raben, ahd. raban, mhd. raben, rabe „Rabe“, hin, womit jedoch gleichermaßen Raben oder Saatkrähen gemeint sein können. In einigen Fällen eine Vermengung mit dem FamN Rab(e) möglich [MHFB].
Zu Thal siehe –> Bienthal
 

Rasenbuche [5]
Vorkommen: T21
Deutung: Zu Rasen siehe –> Rasenwege
Zu Buche siehe –> Buchenhecken
Der FlN erschließt sich nicht ohne Weiteres, könnte sich aber auf einen Buchenbestand auf feuchtem Untergrund o. ä. beziehen.
 

Rasenwege [4, 5]
Vorkommen: V19, V20, W19
Deutung: Rasen, mhd. rase „Rasen“, bezeichnet eine dichte, kurzhalmige Grasnarbe [Aehnlich 2011, 302] bzw. einen feuchten Boden oder grasbewachsenes Stück Land [MHFB].
Zu Weg siehe –> Heuweg
Nach Henn [1977, 63] ist Rasenweg die Benennung für einen Weg, „der zu bestimmten Grundstücken führte und der zu bestimmten Zeiten im Jahr geschlossen war“.
 

Remmete Lanne [5]
Vorkommen: E24
Deutung: Zu Lanne siehe –> Sulzhoferlanne
Hierbei handelt es sich um einen Übertragungsfehler von Kemmete Lanne oder –> Kemmetetannen.
 

Rippgesrain [4, 5]
Vorkommen: R23, R24
Deutung: Zu Rain siehe –> Gaulsrain
Möglicherweise liegt ein Bezug zum FamN Ripp vor.

Rodäcker [5]
Vorkommen: S14
Deutung: Zu Rod siehe –> Das Rödchen
Zu Äcker siehe –> Holzacker
Der Name deutet darauf hin, dass hier Bäume gerodet wurde um das Land einer landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen. In den 1950er Jahren handelte es sich noch um Ackerland, heute ist es wieder unter Wald.
 

Rommerzerdick [4], bzw. Rommerzer Dick [5]
Vorkommen: G25, H24, H25
Deutung: Dick stellt sich zu ahd. thick, dicki, mhd. dic(ke) „dick, dicht“ und kann sowohl dichten Baumbestand als auch auffallen dicke Einzelbäume oder andere Objekte bezeichnen [MHFB].
Wahrscheinlich handelte es sich um einen Gemeindewald mit dichtem Baumbestand.
 

Rothalstanne [5]
Siehe unter –> Roththalslanne
 

Rothen Berg [4], auch: Rothenberg [5]
Vorkommen: Q20, R20

Rot(h) stellt sich zu ahd. mhd. rôt „rot“ und bezieht sich entweder auf die Farbe des Bodens [MHFB] oder auf frühere Rodungstätigkeit [Aehnlich 2011, 312].
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
 

Rothenberg [5]
Siehe unter –> Rothen Berg
 

Rotherain [2, 5]
Vorkommen: F17; H17; O21
Deutung: Zu Roth siehe –> Rothen Berg
Zu Rain siehe –> Gaulsrain

Roththalskopf  [2]
Vorkommen: H8, I8
Deutung: Zu Roth siehe –> Rothen Berg
Zu Thal siehe –> Bienthal
Zu Kopf siehe –> Fuchskops
Womöglich ist Roththal eine alte Bezeichnung für das Tal der Kalten Lüder in dem der Boden durch den dort anstehenden Sandstein eine rötliche bis ziegelrote Färbung erhielt. Der Roththalskopf ist die östlich darüber liegende Anhöhe.
 

Roththalslanne [2], bzw. Rothalstanne [5]
Vorkommen: G8, G9, H9
Deutung: Bei der Variante Rothalstanne handelt es sich wahrscheinlich um einen Übertragungsfehler, da das Bestimmungswort „Roththal“ in direkter Nachbarschaft mehrfach belegt ist.
Zu Roth siehe –> Rothen Berg
Zu Thal siehe –> Bienthal
Zu Lanne siehe –> Sulzhoferlanne
Möglicherweise bezieht sich der Name auf die trapezförmige Form des Geländes, das somit einem Achsnagelkopf ähnelt. Denkbar ist auch ein Bezug zu Lande im Sinne eines nach drei Seiten abfallenden, gut zu bearbeitenden Ackerlandes [Bingenheimer 1996, 229-230].

Rotzgraben [2]
Vorkommen: P12, P13
Deutung: Rotz stellt in der Regel eine Nebenform zu Röße „Flachsröste“ dar [SHFB].
Zu Graben siehe –> Büttnergraben
Bisher sind keine Relikte der Flachsröste im direkten Umfeld des Flurstücks bekannt geworden.
 

 

S

Sandhöhle [3], auch: Sandhohle [5]
Vorkommen: B24, C24, D24
Deutung: Sand, ahd. sant „Sand“, mhd. sant „Sand, bes. Ufersand“, als Flurnamenteil bezieht sich auf die natürliche Bodenbeschaffenheit und verweist auf einen sandigen Boden.
Zu Höhle siehe –> Bärenhöhle
 

Sandhohle [5]
Siehe unter –> Sandhöhle
 

Sauerberg [4]
Vorkommen: W18, X16, X18
Deutung: Das Adj. sauer geht zurück auf ahd. sūr „bitter, sauer, scharf“, mhd. sûr „sauer, bitter, scharf; schwer, hart, schlimm; übel, schlecht“ und deutet auf schlechte Bodenqualität durch nassen, sauren Untergrund hin [Aehnlich 2011, 322].
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
Es ist fraglich ob der Name des Sauerbergs jenen des benachbarten –> Sauergrabens und schließlich auch des Sorbachs und des Sorbachtals bedingt hat und somit ist auch nicht klar an welcher Stelle das Gelände – auf dem wahrscheinlich nasse, saure Wiesen zu finden waren – zu verorten ist.

Sauergraben [2]
Vorkommen: W16
Deutung: Zu Sauer siehe –> Sauerberg
Zu Graben siehe –> Büttnergraben
 

Schafhecken [5]
Vorkommen: U22
Deutung: Das Bestimmungswort Schaf, ahd. skāf „Schaf, mhd. schâf „Schaf“, weist auf Schafzucht hin.
Zu Hecke siehe –> Buchenhecken
Es könnte sich sowohl um einen Niederwald handeln in dem Schafe gehalten wurden, als auch um ein entsprechendes Gebiet, welches mit einer Hecke aus Buchen als Umzäunung umgeben war.
 

Schieferrain [4], bzw. Schiefersrain [5]
Vorkommen: N19, O20, P20
Deutung: Zu Schiefer siehe –> Hintere Schieferrain
Zu Rain siehe –> Gaulsrain
 

Schirm [4]
Vorkommen: I19
Deutung: Der Name geht zurück auf ahd. scirm, mhd. schirm, scherm „was zur Deckung, zum Schutz dient, Obdach“ zurück. Gemeint ist das Vorhandensein von nicht gefällten alten Bäumen, die bei der Wiederaufforstung den jungen Schutz gewähren [SHFB].

Schingegraben [2]
Vorkommen: M13, M14
Deutung: Schingen ist eine Variante von Schinden, das als Flurnamensteil einen Ort bezeichnet, an dem das tote Vieh vergraben wurde [Aehnlich 2011, 334].
Zu Graben siehe –> Büttnergraben
 

Schlagberg [2], bzw. Schlag Berg [2] oder Im Schlagberg [5]
Vorkommen: E9, F9, F10; D12
Deutung: Schlag, mhd. slag, slac „Schlagen, Abschlagen“, mhd. slac „der Holzschlag, das Holzfällen; zum Holzschlage bestimmte od. durch Holzfällen gelichtete, urbar gemachte Waldstelle“, weist auf die forstwirtschaftliche Nutzung des Flurstücks, in diesem Fall als Holzhiebabteilung, hin [Aehnlich 2011, 334].
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
 

Schlebrig [1], auch: Schläberig [5]
Vorkommen: C11
Deutung: Eine Deutung des Namens dieser Flur in Hanglage ist schwierig. Vielleicht von einer mundartlichen Variante von Schlagbäuchen, also „angestrengt, heftig atmen“, „nach Luft schläbche“ [HNW], womit der Schlebrig oder Schläberig ein Hang gewesen ist, bei dessen Aufsteigen man nach Luft schnappen musste. 

Schmidtskopf [4], auch: Schmittskuppe [5]
Vorkommen: O18, P18
Deutung: Zu Kopf siehe -> Fuchskopf
Zu Kuppe siehe –> Nippelskuppe
Der Name bezieht sich auf eine Anhöhe südöstlich von Giesel, die sich wahrscheinlich im Besitz einer Person mit Familiennamen Schmidt befand oder dem Dorfschmied gehörte.
 

Schmittskuppe [5]
Siehe unter –> Schmidtskopf
 

Schneiders Grund [4]
Vorkommen: E17
Deutung: Zu Grund siehe –> Alte Grund
Am wahrscheinlichsten ist, dass es sich um ein Grundstück in Besitz einer Person mit Familiennamen Schneider handelte.
 

Schnepfenhecken [2]
Vorkommen: K5, L5, M5
Deutung: Der Namensteil Schnepfen, ahd. snepf, snepfa, snepfo, mhd. snepfe „Schnepfe“, deutet auf das Vorkommen von Schnepfen (Scolopax) hin [MHFB].
Zu Hecken siehe -> Buchenhecken
Es handelte sich um einen Nieder-, Bauern-, bzw. Privatwald, in dem das Vorkommen von Schnepfen als prägnant empfunden wurde.

Schnepfenwald [2]
Vorkommen: K5
Deutung: Zu Schnepfen siehe –> Schnepfenhecken
Zu Wald siehe –> Bickertswald
Ein von Schnepfen bewohntes Flurstück mit dichtem Baumbewuchs.

Schönbuche [4, 5]
Vorkommen: H21, H22
Deutung: Schön stellt sich zu ahd. sk
ōni „schnön, herrlich, glänzend, gut, lieblich, festlich, vortrefflich, angenehm, anmutig, fröhlich“, mhd. schœne „herrlich, schön“ [Aehnlich 2011, 340-341].
Zu Buche siehe –> Buchenhecken
Wahrscheinlich bezieht sich der FlN auf einen besonders schönen Baumbestand.

Schoppengraben [4]
Vorkommen: G17, G18
Deutung: Der Namensteil Schoppen bezieht sich auf ahd. scupfa, mhd. schupfe „Schuppen, Schäune“ [MHFB].
Zu Graben siehe -> Büttnergraben
Wahrscheinlich bezieht sich der Name auf die darüber liegende Flur –> Schoppenrück, in der ein Schuppen oder eine Schäune gestanden haben könnte.

Schoppenrück [4, 5]
Vorkommen: G18, G19
Deutung: Zu Schoppen siehe –> Schoppengraben

Rück stellt sich zu ahd. ruggi, hrucki, mhd. rücke, rucke, rück, ruck „Rücken“ und bezieht sich in der Regel als Formname auf lang gestreckte Erhebungen im Gelände, sodass es sich um einen Bergrücken handelte [SHFB], auf dem ein Schuppen oder eine Scheune stand. 

Schütgraben [4], bzw. Schüttgraben [5]
Vorkommen: K25
Deutung: Schütt gehört zu mhd. schüte, schüt „Anschwemmung, angeschwemmtes Erdreich; künstlicher Erdwall; Ort wo Schutt abgeladen wird“.
Zu Graben siehe –> Büttnergraben
 

Seekaspersstein [5]
Vorkommen: I21
Deutung: Über den ungewöhnlichen Flurnamen weiß der Heimat- und Geschichtsverein Rommerz e. V. Auskunft zu geben: Nach einer Erzählung von Förster Beesten im Jahr 1961 gab es in der Gegend einen Bauern namens Kaspar der vom damaligen Centgraf wegen Wilddieberei eingesperrt wurde. Er entkam jedoch dem Gefängnis und fuhr nach Amerika, woher der Name Seekasper oder Seekaspar stammt. Dort angekommen wurde er in relativ kurzer Zeit durch seine Beteiligung am Sklavenhandel schnell vermögend. Als er nach Fulda in edlen Kleidern zurückkehrte erkannte man ihn nicht. Er befreundete sich mit dem Sohn des Centgrafen, der ihm einiges über die Jägerei und den Stand starker Hirsche. Auf diese machte er in der Folge ohne Erlaubnis Jagd, was bald auffiel. Im Jahr 1657 wurde er an Beinen und Armen gefesselt und an sein eigenes Pferd gebunden, das mit Hunden durch den Gieseler Forst gehetzt wurde. An der Stelle, an der heute der Stein mit der Inschrift „Seekaspar 1657“ steht und der für die Flur namengebend war, fand er der Erzählung nach sein Ende. 

Sesgraben [5]
Vorkommen: V20
Deutung: Deutung: Zu See siehe –> Im See

Delle stellt sich zu spätmhd. telle „Schlucht“, frühnhd. dälle, delle „(leichte) Vertiefung, Bodensenke, Tal“. Gemeint sind vor allem kleine, flache Bodensenken, Talmulden, auch Hohlwege und feuchte, teilweise sumpfige Mulden in Acker und Wiesen [MHFB].
Ähnlich wie –> Vordere Sesgraben und –> In der Seedelle bezieht sich dieser FlN möglicherweise auf ein angestautes Gewässer in dem nordwestlich von Tiefengruben gelegenen Graben. Falls es sich um eine Verkürzung von „Sees“ handelt – wie der benachbarte Name „In der Seesdelle“ nahelegt, könnte es nach E. Sturm [2003, 37-38] auch mit einem Weideplatz in Verbindung stehen.
 

Sieberzer Berg [2, 5]
Vorkommen: D15, E15
Deutung: Der Name bezieht sich auf die Anhöhe nördlich der Sieberzmühle (Zu Berg siehe -> Am Kahlberg)
 

Sodengehege [2]
Vorkommen: G6, G7, H6, H7
Deutung: Sode ist sowohl die Bezeichnung für einen Rasenbatzen, meint im Sinne von Sod, mhd. sot „Brunnen, Ziehbrunnen“, jedoch auch eine Quelle, bzw. einen Brunnen, einen Wasserschwall oder Schmutzwasser [Aehnlich 2011, 350].
Zu Gehege siehe –> Altgehege
Die Deutung des FlN gestaltet sich als schwierig. Möglicherweise bezieht er sich auf den Umstand, dass an zwei Seiten der Flur Bäche entspringen, die das Gelände also gewissermaßen eingrenzen.
 

Sodenrain [4, 5]
Vorkommen: H19, H20
Deutung: Zu Sode siehe –> Sodengehege
Zu Rain siehe –> Gaulsrain
Der FlN entzieht sich einer genauen Deutung.

Spitzen Berg [4], bzw. Spitzenberg [5]
Vorkommen: Q18, R18
Deutung: Spitze, ahd. spiz „Spitze, Bergspitze“, spiz „Spieß, Bratspieß, Stich“, mhd. spitze „Spitze, Ende, Endpunkt“ geht auf eine spitz zulaufende Form des benannten Grundstückes hin [Aehnlich 2011, 354].
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
Der Name nimmt am ehesten auf die nach Süden hin spitz zulaufende Form des Geländes Bezug.
 

Stadtgehege [5]
Vorkommen: F19
Deutung: Stadt stellt sich zu ahd. stat „Stätte, Stelle, Ort, Platz, Raum, Wohnstätte, Stadt, Gegend, Topos“, mhd. stat „Ort, Stelle, Stätte; Ortschaft Stadt“ und erhielt erst mhd. seine hauptsächliche Bedeutung als Stadt, also „Gemeinde mit Stadtrecht“ [Aehnlich 2011, 355; MHFB].
Zu Gehege siehe –> Altgehege
Möglicherweise geht der Name auf Besitzverhältnisse zurück. 
 

Steinerplatte [5]
Siehe unter –> Die Steinerneplatte
 

Steinkopf [4, 5]
Vorkommen: L24
Deutung: Zu Stein siehe –> Die Steinerneplatte
Zu Kopf siehe –> Fuchskopf
 

Steinküppel [4, 5]
Vorkommen: D19, E19
Deutung: Zu Stein siehe –> Die Steinerneplatte

Küppel ist wahrscheinlich eine dialektale Variante des hess. Köppel, „kegelartige Erderhöhung“, mit dem kleine, mit Büschen und Bäumen bewachsene Hügel bezeichnet wurden [MHFB].

Stelsrain [2], bzw. Stellsrain [5]
Vorkommen: N13
Deutung: Das Wort Stel oder Stell bezieht sich auf lang gezogene, gerade oder relativ breite, befahrbare Waldschneisen [MHFB; SHFNB].
Zu Rain siehe –> Gaulsrain
Der Name erinnert an ein Flurstück in Hanglage, das an einer Waldschneise gelegen war.
 

Storchsjagen [4, 5]
Vorkommen: F22, G22
Deutung: Jagen, nhd. Jagen, bezeichnet einen „Platz im Wald, wohin das Wild bei einer Jagd zusammengetrieben wird“ [SHFB].
Der Name deutet auf das Vorkommen von Strörchen in einem Jagdgebiet hiet, falls ihm kein Personenname zugrunde liegt.
 

Strauch [3]
Vorkommen: A21, B21
Deutung: Zu Strauch siehe –> Homesstrauch
Der Name geht auf die Bewuchsart der Flur zurück.

Stift [4, 5]
Vorkommen: O22, P22
Deutung: Stift deutet auf den Besitz eines geistlichen Stifts hin, mhd. stift [MHFB].
 

Stiftsrain [4, 5]
Vorkommen: Q22
Deutung: Zu Stift siehe –> Stift
Zu Rain siehe –> Gaulsrain
Gemeint ist eine am Abhang gelegene Flur in Stiftsbesitz.
 

Stricket [5]
Siehe unter –> Die Stricke
 

Sulzhoferlanne [2], auch: Sulzhöfer Tanne [5]
Vorkommen: Y16, Y17
Deutung: Beim Namensteil Lanne bzw. Tanne handelt es sich um einen Übertragungsfehler.
Lanne findet sich öfter als Flurnamen im Untersuchungsgebiet. Es bezeichnet entweder eine Gabeldeichsel am Einspännerwagen, die beiden Griffstangen am zweirädrigen Schubkarren oder einen Achsnagel [SHFB] und könnte ein Namensteil sein, der nach der Form der Flur vergeben wurde.
Zu Tanne siehe -> Große Tannen
Entwedere Flurstück mit Nadelbäumen, das zum Sulzhof gehörte oder eines solchen in der Form einer Gabeldeichsel, eines Achsnagels o. ä.

 

T 

Talersrasen [5]
Vorkommen: C19
Deutung: Der Namensteil Taler(s) entzieht sich in diesem Zusammenhang einer Deutung und ist als FlN sehr ungewöhnlich. In den 1950ern war das heutige Waldstück noch eine Wiese.
 

 

U

Unter Finkenberg [5]
Vorkommen: G5
Deutung: Unter kommt von ahd. untar „unter, zwischen, in, unterhalb, an, bei, von“, mhd. under „unter“ und verweist auf die Tiefenlage von Flurstücken [Aehnlich 2011, 287].
In diesem Fall bezieht sich der Name auf die Lage des Flurstücks am (unteren) Westhang des Finkenberges (siehe auch –> Finken Berg).

Untere Ingel Berg [2], auch: Unterer Ingelberg [5]
Vorkommen: M13, M14
Deutung: Zu Untere siehe –> Unter Finkenberg
Vergl. auch –> Obere Ingel Berg

Untere Stein Berg [2], auch: Untersteinküppel [5]
Vorkommen: O14, P14
Deutung: Zu Untere siehe –> Untere Finkenberg
Vergl. auch –> Obere Stein Berg

Unterm Wald [5]
Vorkommen: R11
Deutung: Zu Unter(m) siehe –> Unter Finkenberg
Zu Wald siehe –> Bickertswald
Der Name geht auf die ehemalige topographische Lage des Flurstücks unterhalb des Waldes zurück.
 

Untersteinküppel [5]
Siehe unter –> Untere Stein Berg


V 

Vemel [5]
Siehe unter –> Der Hintere Vemel
 

Vor der Harth [5]
Vorkommen: P25
Deutung: Vor, ahd. fora „vor, wegen, durch, für, statt, unter, über“, mhd. vor, vore „vor“, impliziert, dass es sich um ein Flurstück vor einer Waldweide (siehe –> Hard) handelte [Aehnlich 2011, 392].
 

Vordere Brand [2]
Vorkommen: J8, J9
Deutung: Zu Vordere siehe –> Der vordere Vemel
Zu Brand siehe –> Hintere Brand
 

Vordere Sesgraben [4]
Vorkommen: U21, V21
Deutung: Zu Vordere siehe –> Der vordere Vemel
Zu Ses siehe –> Im See
Zu Graben siehe –> Büttnergraben
Vergl. auch –> In der Seesdelle und –> Sesgraben
 

Vorderer Vemel [5]
Siehe unter –> Der vordere Vemel
 

 

W

Waldecke [2]
Vorkommen: O11, P11
Deutung: Zu Wald siehe –> Bickertswald
Zu Ecke siehe –> In der Waldecke
In diesem Fall ist heute noch das spitz aus dem Gieseler Forst herausragende Waldstück zu erkennen.
 

Winter Berg [2], auch: Winterberg [5], bzw. Wintersberg [5]
Vorkommen: Z16, Z17
Deutung: Mit Winter, ahd. wintar „Winter“, mhd. winter, winder „Winter“, werden meist Flurstücke mit Lage am Nordhang, also die der Sonne abgewandte Seite, bezeichnet [Aehnlich 2011, 408].
Zu Berg siehe –> Am Kahlberg
Das Flurstück war am Nordhang der Anhöhe südlich von Ziegel gelegen.
 

Wolfsjagen [4, 5]
Vorkommen: J21, K21
Deutung: Wolf, ahd. wolf, mhd. wolf „Wolf“, erinnert an bezeugte oder vermutete Aufenthaltsorte der Tiere hin [Aehnlich 2011, 409].
Zu Jagen siehe –> Storchsjagen
Der Name erinnert an ein Jagdrevier in dem Wölfe angetroffen wurden.

 

Z 

Zahlecke [5], bzw. Zahlhecken [2]
Vorkommen: Q10
Deutung: Zahl leitet sich ab von ahd., mhd. zagel „Schwanz“ bzw. der kontrahierenden Variant /dsa:l/. Es ist ein Formname, der allgemein ein „längliches Flurstück, Endstück eines Flurteils“ beschreibt [MHFB].
Zu Hecken siehe –> Buchenhecken
Zu Ecke siehe –> In der Waldecke
Die Herkunft des Namens lässt sich nicht mehr mit Sicherheit rekonstruieren, könnte jedoch mit der aus dem Gieseler Forst herausragenden Position zu tun haben.

Zehntgärten [5]
Vorkommen: Z20
Deutung: Zehnt stellt sich wahrscheinlich zu mhd. zehende, zehent „der zehnte Teil, besonders als Abgabe von Vieh und Früchten“, frünhd. zehent „zinspflichtiges Gebiet“, eine Substantivierung der Ordinalzahl ahd. zehanto, mhd. zende „der zehnte“. Bezeichnet wurden auf diese Weise Flurstücke, von denen der Zehnte entrichtet werden musste [MHFB].
Mit Garten, ahd. gart, garto, mhd. garte „Garten“, werden in der Regel eingezäunte Flächen in Ortsnähe bezeichnet.
 

Zellerwald [2, 5]
Vorkommen: S15, S16
Deutung: Zu Wald siehe –> Bickertswald
Es handelte sich um einen Wald in Gemeindebesitz des nahegelegenen Dorfes Zell.
 

Zwergengraben [2]
Vorkommen: M10, L11
Deutung: Die schriftliche Form Zwerg erscheint für Zwerch und leitet sich nicht von der Sagengestalt ab, die in Hessen als Wichtel bekannt war. Es stellt sich vielmehr zu ahd. thwerah „schräg“, mhd. twerch „auf die Seite gerichtet, schräg, verkehrt“, fnhd. zwer, zwerch „quer“. Auf diese Weise wurden Flurstücke bezeichnet, die quer zu den benachbarten verliefen [SHFB].
Zu Graben siehe –> Büttenrgraben

 

Literatur:

Aehnlich 2011
B. Aehnlich, Die thüringische Flurnamenlandschaft. Wege zu ihrer Erforschung. Dissertation an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (2011).
 

Althoff et al. 1991
B. Althoff, R. Hocke, J. Willig, Naturwaldreservate in Hessen. Ein Überblick, Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung 24 (Wiesbaden 1991).
 

Aszmutat et al. 2017
H. Aszmutat, J. Burkard, H. Janka, H. Kempf, N. Koch, H. K. Köhler, Dr. R. Leinweber, P. Neidhardt, A. Schwarz, H. Vogel, M. Wiegel, Gebiets-Lebensraum-Gutachten und Umsetzungskonzept Rotwildgebiet „Gieseler Forst“ (Fulda 2017).
 

Bingenheimer 1996
S. Bingenheimer, Die Flurnamen der Gemeinden um den Wissberg in Rheinhessen (Stuttgart 1996).
 

Blaser et al. 2017
J. Blaser, H. Degen, R. Frauchiger, A. Gehringer, B. Hofmann-Wiggenhauser, R. M. Kully, J. Reber, R. Schifferle, M. Simonett, Die Flur- und Siedlungsnamen der Amtei Thal-Gäu (Basel 2017).
 

Greve 2016
D. Greve, Flurnamen in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Lexikon der Flurnamenelemente (Schwerin 2016).
 

Gropp 2008
N. Kropp, Flurnamen im nördlichen Thüringer Holzland: die Flurnamen der Gemarkungen Weißenborn, Bad Klosterlausnitz und Tautenhain (Saarbrücken 2008).
 

Hänse 2002
G. Hänse, Ehemalige Flurnamen als heutige Straßen- Gassen-, Platznamen., Flurnamen-Report 1, 2002, 2-4.
 

HFA
Hessischer Flurnamenatlas. Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen.
 

HNW
Hessisch-Nassauisches Wörterbuch.
 

Hönes 2011
J. Hönes, Flurnamenlexikon für Baden-Württemberg (Stuttgart-Untertürkheim 2011).
 

Kaltschmidt 1834
J. H. Kaltschmidt, Kurzgefaßtes vollständiges stamm- und sinnverwandtschaftliches Gesammt-Wörterbuch der deutschen Sprache aus allen ihren Mundarten und mit allen Fremdwörtern: ein Hausschatz der Muttersprache für alle Stände des Deutschen Volkes (Leipzig 1834).
 

Karg-Gasterstädt – Frings 1997
E. Karg-Gasterstädt – T. Frings, Althochdeutsches W
örterbuch. Auf Grund der von Elias von Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen, bearb. u. hrsg. v. Elisabeth Karg-Gasterstädt u. Theodor Frings. Bd. 4. Berlin 1997. 

Keinath 1926
W. Keinath, Württembergiches Flurnamenbüchlein (Tübingen 1926).
 

MHFB
Mittelhessisches Flurnamenbuch.

Mulch – Mulch 1977
R. Mulch – R. Mulch, Südhessisches Wörterbuch. Band II (Marburg 1977).
 

Pohl 2009
H. D. Pohl, Die häufigsten Bergappellativa in Österreich [http://wwwg.uni-klu.ac.at/spw/oenf/Bergappellativa.pdf], abgerufen am 12.10.2021.

Schneider 1965
E. Schneider, Die Stadtgemarkung Karlsruhe im Spiegel der Flurnamen. Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs 1 (Karlsruhe 1965).
 

Sturm 1991
E. Sturm, Die Entwicklung des Weilers Nonnenrod. Buchenblätter 23/1991, 89-90.
 

Sturm 1992
E. Sturm, Die Entwicklung des Weilers Nonnenrod. Buchenblätter  6/1992, 22-23.
 

Sturm 2003
E. Sturm, Zwei Weiler namens Seeshof. Buchenblätter 10/2003, 37-38.
 

SHFB
Südhessisches Flurnamenbuch.

Spitzlei 2003
R. Spitzlei, Flur- und Ortsnamen von Mayen. Grundlagen zur Heimatkunde 10 (Mayen 2003). 
 

Von Polenz 1961
P. von Polenz, Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland. Untersuchungen zur sprachlichen Raumerschließung 1. Namentypen und Grundwortschatz (Marburg 1961).
 

 

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