Eine hochmittelalterliche Armbrustgeschossspitze vom Rauschenberg (Gem. Petersberg, Lkr. Fulda)
Christian
Lotz
Eine
hochmittelalterliche Armbrustgeschossspitze
vom Rauschenberg (Gem. Petersberg, Lkr. Fulda)
Der
Rauschenberg, der in der östlich an Fulda grenzenden Gemarkung Petersberg
gelegen ist (Flur 1, Flurst. 48/2), war auf der Karte archäologischer Funde und
Befunde bisher ein weißer Fleck. Dies ist umso verwunderlicher, ragt der 471 m
hohe Berg doch prägnant aus dem Fuldaer Becken hervor, welches auch im direkten
Umkreis des Berges eine abwechslungsreiche archäologische Landschaft darstellt.
Umso erfreulicher ist der Fund einer sehr gut erhaltenen eisernen
Armbrustgeschossspitze, die bereit 2017 bei einer Begehung entdeckt wurde und
nun an dieser Stelle einer genaueren Betrachtung unterzogen werden soll.
Die
Geschossspitze ist insgesamt 6,6 cm lang und besitzt eine konische, sich zur
Spitze hin verjüngenden Tülle, deren Seiten überlappend geschmiedet wurden und
die ungewöhnlicher Weise fast vollständig erhalten ist. Durch diesen Umstand
lassen sich sowohl der maximale Durchmesser von 1,2 cm als auch die Tiefe des
Tüllenkanals mit 2,0 cm noch genau bestimmen. Die pyramidale Spitze ist im
vorderen Bereich durch einen harten Aufprall leicht deformiert. Ebenso weist
ein Grat der rhombischen Blattbasis eine Vertiefung auf, die möglichweise durch
ein Auf- oder Abprallen bedingt wurde.
Zeichnung: St. Rößner, Ch. Lotz |
Ihr
Gewicht von 23,5 g, das für den Durchschnitt dieser Form der Geschossspitzen im
unteren Drittel liegt, deutet auf eine Entstehung im Hochmittelalter hin [Rau
2017, 216]. Der Rauschenberg war zu dieser Zeit Teil des weitreichenden
Waldgebietes Branvorst, für das die Abtei Fulda im Jahr 1059 von
Heinrich IV. das königliche Bannrecht zugesprochen bekommen hatte, wodurch dort
niemand mehr jagen durfte, wenn er nicht vorher die ausdrückliche Genehmigung
des Abts von Fulda bekommen hatte [Landau 1849, 45-46]. Ob der Armbrustbolzen
allerdings vom Abt selbst bzw. von einer von ihm autorisierten Person
verschossen wurde oder aber von einem Wilderer – der damit die hohen und
teilweise erniedrigenden Strafen in Kauf nahm – muss wohl ungewiss bleiben.
Literatur:
Landau 1849
Landau, Georg: Die Geschichte der Jagd und der Falknerei in beiden Hessen: Beiträge zur Geschichte der Jagd und der Falknerei in Deutschland (Kassel 1849).
Rau 2017
Rau, Carsten: Europäische Pfeilspitzen und Armbrustbolzen (Berlin 2017).
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